Weihnachtsgrüße
In der Schweiz kommt der Samichlaus
Sabine Allemann erzählt von Unterschieden und Besonderheiten
Eigentlich hatte ich anfänglich das Gefühl, dass sich das Weihnachtsfest hier in der Schweiz nur wenig von dem in Deutschland unterscheidet. Allerdings gibt es hier ganz spezielle Bräuche in der Vorweihnachtszeit. Ich lebe jetzt seit 20 Jahren in Gersau, einem kleinen Dorf in der Zentralschweiz direkt am Vierwaldstättersee mit meinem Mann Herbi und den Kindern Janine (18 Jahre) und Gilles (7 Jahre). Hier werden Traditionen sehr gepflegt – zu Hause und in der Schule. Jedes Jahr ist der „Samichlaus“ bei uns zu Besuch. Er entspricht dem Nikolaus, wird aber immer von einem sogenannten „Schmutzli“ begleitet, welcher dem Knecht Ruprecht entspricht. Der Schmutzli ist schwarz gekleidet und sein meist bärtiges Gesicht ist grimmig geschwärzt. Er trägt den Sack des Samichlaus – gefüllt mit Mandarinen und Nüssen. Ein ganz spezieller Brach in unserer kleinen Gemeinde ist der des Chlausenbetens in der Chlausenzeit. Auswärtige kennen den Brauch meist nicht. Familien und Freunde, meist mit einer Schar Kinder, treffen sich nach dem Eindunkeln bei Kerzenlicht, sitzen zusammen und singen „Heiliger, heiliger Samichlaus, schleuk mer doch und doch au öppis. Ich will bätte, was i mag und cha.“ Dann geht der Singsang in das Gebet „Gegrüßt seist du Maria“ über. Man singt immer intensiver und lauter, bis der Schmutzli das Gebet hört und mit Gepolter einen Sack voller Nüsse, Mandarinen, Lebkuchen und Süßigkeiten in die Stube wirft. Die Ängstlichen kreischen vor Schreck, die anderen stürzen sich auf die Süßigkeiten. Dieser Brauch wird seit einigen Generationen in Gersau gepflegt. Der heilige Nikolaus hat der Legende nach in seine vollen Taschen gegriffen und im Stadtteil der Armen Früchte und Nüsse hoch in die Luft geworfen und unter die hungrigen Kinder fallen lassen. Der Sankt-Nikolaus-Tag ist der große Tag der Kinderbescherung. Klausentrychlen, Klausenbeten und „Öpferli bringen“ dürfen dabei nicht fehlen. Meiner Familie und meinen Freunden sende ich die besten Weihnachtsgrüße und einen guten Rutsch in 2014.
Sabine Allemann