Weihnachtsgrüße

In China ist alles bunter, übertriebener und vor allem kitschiger

Luisa Rommler schickt weihnachtliche Grüße aus dem Fernen Osten

Die Millionenstadt Shanghai im Osten Chinas ist seit August dieses Jahres mein neues Zuhause. Ich absolviere ein halbjähriges Praktikum bei „viastore systems China“ im Bereich Internationaler Vertrieb und Marketing, um in eine mir bis dahin fremde Kultur einzutauchen und das atemberaubend Land bereisen zu können. In den letzten Monaten konnte ich viele Eindrücke sammeln und lustige und spannende Abenteuer erleben. Zudem lernte ich interessante Tatsachen über das Land und die Menschen, die mich gelehrt haben, vieles nicht ganz so ernst zu sehen. Ebenso wie das Leben hier muss der folgende Artikel mit einem kleinen Lächeln im Gesicht gelesen werden. Auf eine weiße Weihnacht konnte ich mich in Shanghai leider nicht freuen. Mit etwas wärmeren Temperaturen und gerade einmal knapp 95 Millionen Christen wird die Weihnachtszeit hier in China nicht so besinnlich zelebriert wie in Deutschland oder Europa. Diese Zahl mag einem zwar sehr groß erscheinen, doch mit lediglich sieben Prozent machen die Christen nur einen sehr kleinen Teil der rund 1,35 Milliarden großen Bevölkerung aus. In China herrschen ja bekanntlich andere Dimensionen. Doch ein Gutes hat es: Man wird nicht schon Ende September mit Spekulatius und Schokoweihnachtsmännern im Einzelhandel bombardiert und kann die Vorweihnachtszeit ohne überfüllte Einkaufsstraßen genießen. Wobei auch das Wort „überfüllt“ in China anders definiert werden muss als in Deutschland. Jedoch muss man auch hier nicht auf den wichtigsten Tag des Christentums und die vorweihnachtliche Freude verzichten. Sämtliche Einkaufsstraßen werden kitschig dekoriert und alle Bäume und Laternen mit bunten, fast schon kitschigen Lichterketten behängt. In Städten wie Shanghai und Beijing, in denen viele Europäer ansässig sind, werden unterschiedliche Weihnachtsmärkte realisiert. Einige werden von Restaurants organisiert, andere von westlichen Firmen gesponsert und teilweise werden sogar Eintritte verlangt. Doch die Weihnachtsmärkte hier haben, wie auch die sämtlichen „Oktoberfeste“ in Shanghai, wenig mit dem Original zu tun. Quietschbunte Stände mit sämtlichem Kitsch, den man sich vorstellen kann, übertriebene Weihnachtsdekorationen sowie Bratwurst und Glühwein für jeweils fünf Euro gelten hier als westliches Highlight, das viele Chinesen für einige Tage in den weihnachtlichen Bann zieht. Hier in China ist alles bunter, übertriebener und vor allem kitschiger, als ich es von zu Hause gewohnt bin. Man kann diese Zeit hier aber wunderbar genießen, denn wer trinkt nicht gerne einen heißen, überteuerten Glühwein, der einem von einem Chinesen mit Zipfel-Weihnachtsmütze, freundlichem Lächeln und den Worten „Ganbei! Prost!” überreicht wird? Da die Chinesen ein sehr geselliges Volk sind, findet man sich schnell in einer Menschentraube wieder, die mit Vergnügen mit Touristen und Ausländern anstößt und ihre eigenen, durchaus lustigen Interpretationen der bekannten Weihnachtssongs zum Besten gibt. Auch wenn man in China deutlich spürt, dass andere Länder teilweise sehr ungewöhnliche, andere Sitten haben, sind die Chinesen ein sehr liebenswertes Volk, welches sich lohnt kennenzulernen. Das Land bietet unglaubliche Landschaften, tolle Städte und ein in dieser Art einmaliges Volk. Ich kann jeder und jedem, der dieses Land noch nicht bereist hat, unbedingt ans Herz legen, China einmal zu besuchen. Orte wie die Chinesische Mauer und die Verbotene Stadt in Beijing sind neben den zahlreichen buddhistischen und daoistischen Tempeln mit ihren wunderschön angelegten chinesischen Gärten sowie die einmalige und atemberaubende Landschaft in vielen Teilen Chinas definitiv eine Reise wert.

Shèngdàn kuàilè, xinnián kuàilè xinnián – frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr

Luisa Rommler

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