Weihnachtsgrüße
Im Sommerkleid „Last Christmas“ lauschen
Bei Jael Wurmbach in Australien klettern die Temperaturen zur Weihnachtszeit immer höher
„Es ist Weihnacht, egal ob man schwitzt oder friert, Weihnacht ist, was in deinem Kopf passiert!“
Ich befinde mich in dem Traum jeden Schülers: nicht enden wollenden Sommerferien. Nach dem Abitur brauchte ich erst mal eine kleine Pause, um mich von dem Stress und dem Lernen zu erholen. So landete ich also Ende August im warmen Australien und lebe hier als Au-pair an der Sunshine Coast in Kureelpa.
Mittlerweile haben wir Ende November und die Weihnachtsfeiern und „Adventskonzerte“ sind fast schon alle durch. Der Grund dafür sind die langen Sommerferien in den zwei heißesten Monaten Dezember und Januar. Auch Weihnachtskarten werden schon fleißig untereinander verteilt und man wünscht sich jetzt schon bei manchen Freunden ein schönes Weihnachtsfest, da viele in den Urlaub fahren.
In den Einkaufszentren findet man künstlich schneebedeckte Plastiktannenbäume und kunterbunt blinkende Schneeflocken und Eiszapfen. Was doch sehr verwunderlich ist, denn kaum einer hat einmal Weihnachten im Schnee verbracht oder überhaupt Schnee gesehen.
Doch trotz des überladenen Weihnachtsschmucks, der Karten und den Adventskalendern der Kinder kommt keine vorweihnachtliche Stimmung auf. Das liegt aber daran, dass die Temperaturen immer höher klettern und man keine Lust auf Plätzchenbacken oder Teetrinken hat. In den Kleiderläden laufen Lieder wie „Let it snow“ oder „Last Christmas“ und man selber steht in der Umkleidekabine und probiert Sommerkleidchen und kurze Hosen an. Da musste ich schon etwas schmun- zeln über die Situa- tion. Die schöne kalte und gemütliche Advents- zeit, die man aus Deutschland kennt, findet man hier definitiv nicht. Ich war etwas erstaunt, als ich am ersten Advent keinen Adventskranz vorfand. Als ich dann ein paar meiner Freunde fragte, stieß ich auch da nur auf fragende Gesichter, denn keiner von ihnen hat je von einem Adventskranz gehört. Schon irgendwie faszinierend, wie unterschiedlich die Kulturen sind.
Die Geschichte, dass viele Australier Weihnachten am Strand feiern, ist übrigens wahr. Die BBQ-Plätze sind dann alle belegt und jede Familie schmückt ihren Pavillon weihnachtlich. Sie picknicken dann im Freien und grillen Meeresfrüchte oder andere leckere frische Spezialitäten.
Wie genau mein Weihnachtsfest hier aussehen wird, weiß ich noch gar nicht richtig. Aber am Morgen des 24. Dezembers werden wir gemeinsam den Gottesdienst besuchen. Anders als in Deutschland bekommen die Kinder hier gemäß alter englischer Tradition ihre Geschenke erst am Morgen des 25. Dezembers. Einen Weihnachtsbaum stellt meine Familie leider nicht auf. Aber ich bin mir auch so sicher, dass wir ein schönes Weihnachtsfest haben werden. Vielleicht werden Freunde kommen, mit denen wir gemeinsam grillen oder einfach zusammen essen. Da die Pläne noch nicht sicher sind, lasse ich mich da einfach mal überraschen.
Die Vorweihnachtszeit ist allerdings schon geplant. Diese verbringe ich mit meiner Freundin Jacky, die gerade eine Weltreise macht. Zusammen werden wir Sydney besuchen und danach fünf Tage mit einem Camper bis nach Brisbane fahren, um dort noch sechs gemeinsame Tage zu verbringen.
Ich freue mich schon so sehr auf diese Zeit und bin froh, dass ich so ein wenig die Adventszeit umgehen kann. Denn in dieser Zeit vermisst man seine Familie doch etwas mehr als sonst. Besonders wenn man während des Skypens zuschauen muss, wie die Familie leckere Lebkuchen und Plätzchen isst.
In diesem Sinne wünsche ich meinen Freunden und auch allen anderen gesegnete und besinnliche Weihnachten sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr 2016. Ganz besonders grüßen möchte ich aber Mama und Papa, meine Geschwister Lucas, Sina und Noah, meine drei Cousinen, Anna, Dina und Pia und meine Großeltern.
Mit euch Weihnachten zu verbringen ist jedes Jahr so unglaublich schön. Ich vermisse euch natürlich und freue mich schon auf das nächste Weihnachten, an dem wir wieder alle zusammen sind. Fühlt euch umarmt!
Jael Wurmbach