Weihnachtsgrüße
Dudelsackmusik unter Christmas Tree
Katrin Engel feiert in Schottland an Heiligabend und am Weihnachtsmorgen
Die Briten sind anders. Und dann so anders auch wieder nicht. Das merkt man gerade zur Weihnachtszeit. Rechtzeitig zum ersten Advent dekoriere ich gerne das Haus, ein Adventskranz muss her – wie jetzt, das kennt man in Schottland nicht? Nein, hier stellt man sich keinen Adventskranz mit Kerzen auf den Tisch, sondern man hängt einen geschmückten Kranz an die Haustür. Auch gut.
Schön geschmückt mit vielen – oft bunten – Lichtern sind hier übrigens auch die Straßen in der Adventszeit. Das Anschalten der Weihnachtsbeleuchtung ist in jeder Stadt und jedem Dorf ein richtiggehendes „Event“, das sogenannte „Christmas Lights Switch On“. Darauf freue ich mich jedes Jahr.
Bei uns in der Kleinstadt Peebles in den Scottish Borders wird dafür die Hauptstraße für einen Abend gesperrt, um dort eine Art Mini-Weihnachtsmarkt aufzubauen. Kleine Buden lokaler Geschäfte, Vereine und Schulen verkaufen einen bunten Mix an selbstgebastelter Weihnachtsdeko, Schmuck, Handtaschen, Glühwein, Hamburgern, schottischen Süßigkeiten wie Fudge, Shortbread und andere Köstlichkeiten. Die netten kleinen Geschäfte schließen statt um 17 erst um 21 Uhr, und am Ende der „High Street“ ist für Kinder eine Minikirmes mit Karussell aufgebaut.
Am anderen Ende der Hauptstraße befindet sich die „Parish Church“, die Kirche, und auf ihrem Vorplatz steht der Christbaum von Peebles. Punkt 18.30 Uhr (na ja, sagen wir so zwischen halb sieben und sieben – es sind schließlich die Deutschen, die für ihre Pünktlichkeit bekannt sind, nicht die Schotten), also so gegen halb sieben wird dann die Weihnachtsbeleuchtung eingeschaltet, und Peebles erstrahlt in festlichem Glanz.
Es ist eine gemütliche Atmosphäre, man trifft Nachbarn und Freunde, und die Silver Band (Blaskapelle) und die Pipe Band (Dudelsackgruppe) wechseln sich ab mit schöner Weihnachtsmusik. Weihnachten selbst wird hier auf der Insel ja am Morgen des 25. Dezember gefeiert, man hängt am Abend zuvor Socken an den Kamin, die über Nacht vom Weihnachtsmann befüllt werden. Ein Weihnachtsbraten gehört natürlich auf den Tisch, und man zieht „Christmas Cracker“, so eine Art Knallbonbons, aus der eine Papierkrone, ein kleines Spielzeug und ein Zettel mit einem Rätsel oder Wortspielwitz fallen. Man setzt sich die Papierkrone auf und liest das Rätsel vor. Und am 26. Dezember, dem sogenannten „Boxing Day“, haben dann schon wieder alle Geschäfte offen und die Leute gehen Geschenke umtauschen.
Ich habe an Weihnachten oft Sehnsucht nach meiner Familie, dem Kirchgang am Heiligen Abend, den vertrauten Weihnachtsliedern, dem gemeinschaftlichen Geschenkeauspacken vor dem Weihnachtsbaum. Mein Schotte Scott und ich haben hier auch jedes Jahr einen schönen Christbaum und feiern Weihnachten festlich, an Heiligabend und am Weihnachtsmorgen, aber bis sich richtige Weihnachtstraditionen etablieren, braucht es eben seine Zeit. Und im Endeffekt ist Weihnachten ein Familienfest.
Liebe Weihnachtsgrüße aus Schottland sende ich meinen Eltern Bärbel und Volker Engel und meiner Omi in Grötzingen.
Katrin Engel