Weihnachtsgrüße

Das Zusammensein mit der Familie steht im Mittelpunkt

Stefanie Hempel berichtet vom Badilisha Maisha Centre, das Birgit Zimmermann in Kenia mit aufgebaut hat.

Stefanie Hempel unterstützt gerade Birgit Zimmermann und ihr Team in Kenia. Foto: privat

Die Vorweihnachtszeit in Kenia – darüber hatte ich mir im Vorfeld keine Gedanken gemacht. Für vier Wochen bin ich bei Birgit Zimmermann im Badilisha Maisha Centre, um mitzuhelfen und um die Kultur sowie die Menschen in Kenia kennenzulernen. Aktuell ist Regenzeit und mit täglich um die 20 Grad ist es für meine kenianischen Kolleginnen und Kollegen sehr kalt.

Normalerweise wird in Kenia mit der Weihnachtsdekoration erst am 24. Dezember begonnen. Hier jedoch ist es anders, denn die deutschen Weihnachtstraditionen werden hier gelebt: Wir backen Plätzchen mit den Kindern und basteln einen Adventskalender, bereits jetzt sind alle Räume weihnachtlich dekoriert und auch der Nikolaus ist für den 6. Dezember eingeladen.

Birgit Zimmermann, der Leiterin von Eldoret Kids aus Bempflingen, ist es wichtig, die Vorfreude auf das Fest zu leben. Sahisi Kevin, 24, erlaubt mir einen Einblick in die kenianischen Weihnachtstraditionen. Er ist Assistant Manager und lebt mit seiner Freundin Cleah in der Einrichtung.

„Für uns steht das Zusammensein mit der ganzen Familie an Weihnachten im Mittelpunkt. Wir besuchen am 24. unsere Großeltern, egal wie groß die Entfernung zu ihnen ist. Manchmal planen wir das bereits im April. Die Distanzen sind groß und nur wenige Menschen haben ein Auto. Wir fahren also mit dem Bus, Zug oder einem Matatu, einem Sammeltaxi.

Weil wir bei den Großeltern übernachten, haben wir einiges an Gepäck dabei, auch Decken oder dünne Matratzen. Traditionell schlafen alle Familienmitglieder im Haus der Großeltern, wenn es nicht anders geht auch auf dem Boden.“

In Kenia sind 78 Prozent der Menschen Christen. Oft bekommen die Kinder vor Weihnachten neue, festliche Kleider. Die eigentliche Feier beginnt am 25. Dezember, mit dem gemeinsamen Kirchenbesuch. Danach wird ein Festessen zubereitet, das sich deutlich vom Alltagsessen – Reis oder Ugali (Maisbrei) und Hülsenfrüchte – unterscheidet.

Im Badilisha Maisha Centre werden die deutschen Weihnachtstraditionen gelebt, so werden beispielsweise Plätzchen gebacken. Foto: privat

Beim Erzählen läuft Sahisi sichtlich das Wasser im Mund zusammen. Es wird in der Bibel gelesen, denn jeder, auch die Kinder, soll den Ursprung und den Sinn des Festes verstehen. Familienthemen werden besprochen, was im vergangenen Jahr passiert ist oder wer Unterstützung braucht, denn die Familien treffen sich selten unter dem Jahr.

Erst am 26. Dezember, unserem zweiten Weihnachtsfeiertag, werden Geschenke verteilt. Meistens gibt es Lebensmittel – ein Sack Mehl, Bananen oder eine Ziege, die dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause transportiert werden.

Aufgrund von Sahisis Familiengeschichte feiert er Weihnachten anders. Von seinem Vater als Kind schwer misshandelt, gehen sie zwar gemeinsam in die Kirche, die Großeltern besucht er aber lieber separat.

Weihnachten feiert er am 24. mit seiner „Mama“, Birgit Zimmermann, seiner Freundin, kleinen Geschenken und leckerem Essen. Aufgewachsen ist Sahisi in verschiedenen Einrichtungen, zum Beispiel dem Rescue Centre und im Kinderheim Karai Münsingen. Der Glaube und seine „Mama“ sind die Konstanten in seinem Leben.

Kurz noch zu mir, der Verfasserin des Textes: Mein Name ist Stefanie Hempel, ich wohne in Reutlingen und bin beim IT-Systemhaus Advanced UniByte in Metzingen beschäftigt. Mein Arbeitgeber bietet die Möglichkeit, ein Sabbatical von sechs Monaten zu machen. Von diesem Angebot profitiere ich aktuell und nutze die Zeit zum Reisen und für das Volunteering im Badilisha Maisha Centre.

Stefanie Hempel und
Birgit Zimmermann

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