Weihnachtsgrüße

Bereichernde Eindrücke und Erfahrungen in Ostafrika

Viola Unger verbringt ihren Freiwilligendienst mit „weltwärts“ in Ruanda.

Viola Unger verschönert gemeinsam mit ihrem Kollegen Kennedy das Gemeinschaftshaus. Foto: privat

Ruanda ist ein kleines Land in Ostafrika, das Land der tausend Hügel, bekannt für Berggorillas, den wunderschönen Kiwusee und den tragischen Genozid im Jahr 1994.

Ich bin Viola Unger, 18 Jahre alt, und absolviere meinen „weltwärts“-Freiwilligendienst in einer Frauenkooperative namens „Jyambere Mwana – Love and Care“.

„weltwärts“ ist ein Freiwilligendienstprogramm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Deutschland. Es ermöglicht jungen Menschen im Alter von 18 bis 28 Jahren, sich für sechs bis 24 Monate in sozialen, ökologischen oder kulturellen Projekten in Ländern weltweit zu engagieren. Dabei hat es mich nach Ruanda verschlagen.

Meine Einsatzstelle befindet sich in einem kleinen Dorf außerhalb der Stadt Gisenyi, in der ich auch wohne. In Ruanda gibt es fünf Provinzen, die in 30 Distrikte unterteilt sind. Ich lebe aktuell in dem Distrikt Rubavu, der sich in der Westprovinz befindet. Die Stadt ist mit rund 110.000 Einwohnenden eine der größten des Landes und von wunderschöner Natur umgeben.

Gleich angrenzend liegt der weitläufige Kiwusee und in wenigen Kilometern kann man den beeindruckenden Vulkan Nyiragongo erblicken. Als ein Teil der Demokratischen Republik Kongo ist er ein immer noch aktiver Vulkan und erst 2021 das letzte Mal ausgebrochen. Überbleibsel von diesem erschütternden Ereignis, wodurch viele Menschen temporär fliehen mussten, sind heute noch häufig vorkommende Vulkangesteine.

Für mich ist die neue Umgebung ein kleiner Teil der vielen Einflüsse, die ich erfahre. In meinem Projekt engagieren wir uns für alleinstehende Frauen sowie deren Kinder mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung. Dadurch sind meine Arbeitstage sehr abwechslungsreich. Sie bestehen aus Physiotherapie mit den Kindern, Hausbesuchen und dem Unterricht der „nursery class“.

Wir bemühen uns, gemeinsam den Alltag der Familien zu verbessern. Dabei ist die Mangelernährung ein großes Thema. Um dagegen anzukämpfen, betreibt Jyambere Mwana ein landwirtschaftliches Projekt und unterstützt anfallende Krankenhausaufenthalte und Arztrechnungen finanziell. Ein weiterer Bestandteil des Projekts ist auch das Nähen und Verkaufen von Taschen, die vor Ort von den Frauen hergestellt werden. Zusammen mit ehemaligen Freiwilligen in Deutschland helfen wir dabei, die Produktion und Vermarktung zu organisieren. Dies ist ein Schritt in Richtung finanzieller Stabilität für die Näherinnen sowie für das Center, in dem ich arbeite, an sich.

Bereits in meinen ersten Monaten konnte ich den großen Zusammenhalt in meiner Einsatzstelle spüren. Denn auch wenn ich auf meiner Arbeit mit schweren Schicksalsschlägen und Leid konfrontiert werde, werde ich durch die positive Einstellung und das Lächeln der Frauen und Kinder jeden Tag erneut motiviert. Um die Einrichtung farbenfroher zu gestalten, habe ich, mit der Unterstützung meiner Organisation „Friends of Ruanda“, begonnen das Gemeinschaftshaus zu streichen und gemeinsam mit meinen Kollegen und den Kindern gemalert. Vor allem den Kindern hat es eine große Freude bereitet, Handabdrücke in den verschiedensten Farben auf der Wand zu hinterlassen und dadurch, mit den Abdrücken als Blätter, einen bunten Baum zu gestalten.

Aktuell beginnen bereits die Planungen für eine Weihnachtsfeier. Zusammen möchten wir alle Frauen und Kinder einladen, Weihnachten zu feiern. Es wird getanzt, gespielt und auch kleine Geschenke geben.

Ihre Mit-Freiwilligen und auch Mit-Bewohnenden sind Viola Unger schon sehr ans Herz gewachsen: Emmy (links), Karl (Mitte) und Chantal (rechts). Foto: privat

An einem festlichen Tag wie Weihnachten wird in Ruanda auch viel gekocht. Je nachdem wie viel sich eine Familie leisten kann, wird teilweise über längere Zeit gespart, damit man Fisch und Fleisch genießen kann. Außerdem gibt es Kartoffeln, Kochbananen und Reis. Wie auch in Deutschland verbringt man das Fest mit seiner Familie oder Freunden und geht auch häufig in die Kirche. Das Land ist christlich geprägt, der weihnachtliche Gottesdienst kann auch gerne mehrere Stunden andauern und ist gefüllt mit Musik und Gesang. In Ruanda wird Weihnachten am 25. Dezember gefeiert, am 24. Dezember sogar teilweise noch gearbeitet.

Ich werde dieses Jahr Weihnachten mit meinen Mit-Freiwilligen verbringen. Ich bin gespannt, ob die mir bekannte Weihnachtsstimmung auch bei 25 Grad und Sonnenschein aufkommen wird und wie wir gemeinsam feiern werden.

Meine Mit-Freiwilligen sind ebenfalls aus Deutschland und zu viert wohnen wir in einer WG. In den letzten drei Monaten sind wir schon eine kleine Familie geworden und stark zusammengewachsen.

Meine Freizeit verbringe ich gerne mit ihnen zusammen. Wir spazieren zum See, gehen schwimmen und spielen Kartenspiele an einer der vielen Strandbars, bei einem African Tea mit Ingwer und Zitrone oder Mangosäften. Bisher haben wir aber auch die Wochenenden für kurze Ausflüge nach Kigali, der Hauptstadt des Landes, genutzt.

Ende Oktober wurden wir von der deutschen Botschaft nach Kigali eingeladen, wobei wir alle deutschen Freiwilligen in Ruanda kennenlernen durften. Es ist eine große und bunte Truppe, die über das ganze Land verteilt ist. Bei diesen Wochenendausflügen hatten wir zudem die Möglichkeit, Kigali zu erkunden und waren unter anderem auch auf den „Trace Awards“. Das war eine Mischung aus einem Festival und einer Preisverleihung, währenddessen wir uns mit Künstlerinnen und Künstlern des ganzen Kontinents vertraut machen konnten.

In unseren Ferien nach Weihnachten und Silvester planen wir einen Urlaub nach Uganda. Dort wollen wir unter anderem Mit-Freiwillige besuchen, die wir bereits bei einem Vorbereitungsseminar in Deutschland kennengelernt haben.

Bisher konnte ich sowohl bei meiner alltäglichen Arbeit als auch bei Ausflügen und auf meiner Reise ganz alleine nach Tansania im November eine Vielzahl von bereichernden Eindrücken und Erfahrungen sammeln.

Ich schicke viele liebe Grüße nach Deutschland und wünsche euch allen „Tubifurije Noheri Nziza N’umwaka mushya muhire!“, was auf Kinyarwanda (der Landessprache Ruandas) „Frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr“ bedeutet.

Viola Unger

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