KÖNGEN. Von einem sanften und kühlenden Lüftchen umweht wartet das Publikum geduldig auf die Band ONTO. Das Team des Jazz-Clubs Schloss Köngen hatte vorsorglich Türen und Fenster geöffnet, um der an diesem Abend heißen und schwülen Atmosphäre in der Schlosskapelle entgegenzuwirken. Damit ist es aber schnell vorbei. Kaum hat Bandleaderin Jana Schrietter mit ihren vier Begleitmusikern die Bühne betreten, befinden sich die Temperaturen schon wieder im Aufwärtstrend.
Welch ein Einstieg mit dem Titel „Can You Keep a Secret“, in dem Sängerin Jana Schrietter gleich mit changierenden Klangfarben in ihrer Stimme aufwartete, die Rhythmiker schwungvoll kooperierten, untermalt von passenden Motiven an Piano und Tenorsaxofon. An diesem Abend sah es nicht nach Traditional Jazz in Form von Dixieland, Blues oder Swing aus. Die Band ONTO lässt sich jedoch keinesfalls einer bestimmten Schublade zuordnen, sondern vereint in ihrer musikalischen Ausrichtung Anleihen aus Jazz, Pop, Rock, Funk und Soul, die in einem wohldosierten Mix zur Entfaltung kommen.
Jana Schrietter als Sängerin gefiel nicht nur durch ihre beeindruckende Stimme, die von zart bis voluminös, von leise bis kraftvoll, von tieferen bis in höhere Lagen alle Facetten ihres Könnens aufleuchten ließ und jedem Titel ihren individuellen Stempel aufdrückte. Darüber hinaus gab sie in ihrer lockeren, gefälligen und fundierten Moderation einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben und verarbeitete Episoden, Erfahrungen und persönliche Erlebnisse in ihren Kompositionen, die an diesem Abend größtenteils aus ihrer Feder stammen. In „A Matter of Time“ spiegelt sich die Gefühlswelt eines Krankenhausaufenthaltes wider, in „Then“ erwachen Kindheitserinnerungen und „Looking Good“ resultiert aus der zufälligen Begegnung mit einem schönen Mann auf der Straße.
Der extra aus Berlin angereiste Markus Ehrlich überzeugte am Tenorsaxofon auf ganzer Linie. Sein Sound knackig, aber auch beseelt, mit geschliffener Intonation ergänzte sich mit einer immensen Spielfreude. Den Titel „Close Your Eyes“ rundete er durch wundervolle und empathische „Fill-ins“ ab. Bei seinen Darbietungen in „Unbelievable“ und „I Need Time“ offenbarte er ekstatische Auswüchse, die unter die Haut gingen.
Am Flügel gab Manuel Seng dem Gesamtablauf großartige Impulse und ließ seine Finger wohldurchdacht über die Tasten gleiten, ohne einem blinden Skalenspiel zu verfallen. Seine ausgefeilte Anschlagtechnik war nicht übertrieben hart, sondern den Erfordernissen des jeweiligen Stückes minutiös angepasst. Einen klassischen Einschlag konnte er gelegentlich nicht verbergen, aber auch in rockigem Gefilde fühlte er sich zu Hause. „Close Your Eyes“ gab ihm den Freiraum für ein wunderbares und souverän gespieltes Solo.
Maurice Kühn am Kontrabass, zuweilen auch am E-Bass und Max Jentzen am Schlagzeug hielten die Fäden gekonnt zusammen und sorgten für ein solides rhythmisches Fundament.