NECKARTENZLINGEN. Vor kurzem endete die Kammermusikreihe in der Melchior-Festhalle mit dem Konzertabend „5 Blasinstrumente auf einen Streich“ des Quintetto Lingeno. In diesem Bläserquintett haben sich Lehrende an den Musikschulen Stuttgart, Esslingen, Plochingen, Kirchheim und Owen zusammengeschlossen: Elisabeth Deinhard (Querflöte), Akiko Arakaki (Klarinette), Mihoko Stock-Shiraga (Fagott), Eduard Funk (Horn) und Elke Karner-Funk (Oboe).
Bearbeitungen vor der Pause: Ouvertüre von Gioachino Rossinis komischer Oper „Il barbiere di Siviglio“, (1816), „Bilder einer Ausstellung“ (1874) von Modest Mussorgsky (1839-1881) und zwei slawischen Tänzen von Antonín Dvořák (1841-1904). Nach der Pause dann zwei Werke für Originalbesetzung für Bläserquintett: Ferenc Farkas (1905-2000) „Alte ungarische Tänze aus dem 17. Jahrhundert“ und Anton Reicha (1770-1836), Bläserquintett Es-Dur. Eines der Lieblingstücke des Ensembles, wie Elisabeth Deinhard betonte. Sie führte moderierend durch den Abend.
Kräftig im Ton, rhythmisch pointiert, die Klangfarben der jeweiligen Instrumente ausspielend, Ausdruck und Wirkung der Werke im Blick, das kennzeichnet Quintetto Lingeno. Die Ensemblemitglieder verfügen als Lehrende und Ausübende über zwei Perspektiven auf Musik. Die eine ist auf das technisch versierte Spielen des Instruments gerichtet, die andere auf die Interpretation der Werke. Sie löst beim Zuhörenden Stimmungen und Vorstellungen aus. Auch hat sie mit der befreienden Wirkung von Musik zu tun und betrifft Komponisten, Ausführende wie Zuhörer gleichermaßen. Gekonnte Spieltechnik und das Wissen um die Wirkung von Musik prägten den Konzertabend und wurde auch in der Zusammenstellung des Programms deutlich. So in der erzählenden Komposition des Modest Mussorgsky „Bilder einer Ausstellung“, komponiert anlässlich der Gedächtnisausstellung seines verstorbenen Freundes Viktor Hartmann. Das Ensemble verstand es, den erzählenden Duktus der Komposition bei „Gnomus“, „Altes Schloss“, „Spielende Kinder im Streit“, „Ochsenkarren“ und „Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen“ ausdrucksvoll zu gestalten. Auch in den slawischen Tänzen Nr. 2 und Nr. 15 von Antonín Dvořák aus einem Zyklus, der zwischen 1878 und 1886 entstanden ist, wurden die interpretatorischen Qualitäten von Quintetto deutlich. Ebenso in „Alte ungarische Tänze aus dem 17. Jahrhundert“ des ungarischen Komponisten Ferenc Farkas, komponiert im Stil ungarischer Barockmusik.
Mit dem Bläserquintett in Es-Dur von Anton Reicha, einem böhmischen Flötisten, Komponisten und Musikpädagogen, beschloss das Ensemble sein Programm. Reicha spielte als 15- jähriger in Bonn in der kurfürstlichen Hofkapelle als zweiter Flötist, sein Musikerkollege war der gleichaltrige Bratschist Ludwig van Beethoven. Reichas spieltechnisch anspruchsvolle Bläserquintette gehören heute zu seinen bekanntesten Kompositionen. Mit Bedacht stand dieses Werk wohl am Schluss des Programms, denn ab 1814 hatte Reicha 24 Bläserquintette für seine Professorenkollegen in den Bläserklassen des Pariser Conservatoire komponiert.
Für den verdienten Beifall bedankte sich das Ensemble mit einer Bläserbearbeitung des Tangos „Jalousie“ (1925) des dänischen Komponisten Jacob Gade (1879-1963), in dem noch einmal alle Blasinstrumente mit ihren je besonderen Klangfarben und Tonumfängen in hervorgehobener Position zu hören waren: die Klarinette, das Horn, die Querflöte, das Fagott, die Oboe.