NECKARTENZLINGEN. Erst am 9. Mai wurde in der Nürtinger Zeitung berichtet, dass in Deutschland fast 20 Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer vor ihrem 18. Lebensjahr Opfer sexueller Gewalt geworden sind. Das ist erschreckend und sehr besorgniserregend. Unser Verein sagt „Nein, nicht bei uns!“. Bereits seit September 2024 hat der TSV Neckartenzlingen eine ausgebildete Schutzbeauftragte in seinen Reihen, Alexandra Sagert, die federführend die Neuaufstellung und Überarbeitung des vereinsinternen Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt bei Kindern und Jugendlichen im Sport voranbringt. Schon seit Jahren wird im Verein die regelmäßige Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses von jedem Trainer verlangt und es besteht auch ein Ehrenkodex, der mit Aufnahme der Trainertätigkeit unterzeichnet werden muss.
Jetzt geht der Verein noch weiter: Jeder Abteilung stehen aus den eigenen Reihen Ansprechpersonen zur Verfügung, sogenannte Abteilungsschutzbeauftragte. Dies soll die Hemmschwelle, mögliche Vorfälle oder ein Unbehagen zu kommunizieren, so niedrig wie möglich ansetzen. Außerdem haben fast alle Trainer eine dreistündige Sensibilisierung durch Antje Fischer, Expertin der Württembergischen Sportjugend (WSJ), zu diesem wichtigen Thema erhalten. Mit diesem Schritt ist unser Verein einzigartig in Württemberg und wird von der WSJ als beispielhaft in ihren Schulungen zu sexualisierter Gewalt angeführt.
Oft kommt es im Trainingsalltag zu Grenzüberschreitungen, deren sich die Akteure in der Regel gar nicht bewusst oder die nicht vermeidbar sind. Um das Bewusstsein dafür zu schärfen, die Zahl zu minimieren und unseren Trainern Handlungssicherheit zu geben, diente die Fortbildung. Außerdem erhielten die Zuhörer Hintergrundinformationen und Wissen, um Anzeichen von Belästigung und Missbrauch erkennen zu können. Das Ziel ist ganz klar: Nicht bei uns! Unser Verein ist aufmerksam, denn jeder – Sportler und Trainer – soll sich beim TSV Neckartenzlingen sicher sein und wohlfühlen.
In einer abteilungsübergreifenden Arbeitsgruppe wird nun eine Risikoanalyse für den Verein erstellt. Auf Basis der erarbeiteten Ergebnisse folgt in einem letzten Schritt die Aufstellung eines passgenauen Schutzkonzepts und die Anpassung des Ehrenkodex'. Außerdem ist ein entsprechender Verhaltenskodex für alle Vereinsmitglieder angedacht.
Klar ist, dass das Kinder- und Jugendschutzkonzept als Prozess zu verstehen ist und sich immer wieder anpassen muss, da sich Bedingungen verändern. Diesen Prozess zu gestalten und zu begleiten, ist dem TSV eine Herzensangelegenheit. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, dass dafür weiterhin innerhalb des Vereins eine breite Unterstützung vorhanden sein wird.