Nürtingen

Auf den Spuren des Bauernkrieges

Die Wandergruppe im Tiefenbachtal, in der Nähe eines ehemaligen Klosters. Foto: Harald Wanie

NÜRTINGEN. Vor 500 Jahren erfasste der Bauernkrieg das Steinachtal und die Orte Nürtingen und Frickenhausen. Fast taggenau zeigten die Wanderführer des Schwäbischen Albvereins Jürgen Gittel und Wolfgang Dietz-Gabriel 62 Wanderern die Spuren, die die rund 6000 Bauern, Bürger, Handwerker und niedrige Adelige auf dem Weg von der Hahnweide nach Nürtingen hinterließen.

Begonnen wurde in Frickenhausen mit einem Aufstieg auf die Mochenhalde, deren Name wahrscheinlich von Mönchshalde kommt und die daran erinnert, dass sich im Wald oberhalb der Mochenhalde ein Kloster der Tertiaren der Franziskaner befand. Die Gruppe besuchte dessen Überreste – eine Vertiefung im Gelände, früher als „Alter Keller“ bezeichnet und möglicherweise zu „Vorm alten Keller“ über „Vorm Alden“ zur heutigen Gewannbezeichnung „Vorhalde“ verändert wurde.

Während des Bauernkriegs wurde das Kloster von den Aufständischen geplündert. Nach der Reformation in Württemberg wurde es 1538 aufgehoben und sein Besitz der Nürtinger Spitalstiftung zugeschlagen. Die Gebäude durften abgerissen und die Steine weiterverwendet werden. Frickenhausener Bauernhäuser aus dem 16. Jahrhundert dürften davon profitiert haben.

Vorbei an dem rund 160 Jahre alten Mammutbaum ging es auf dem Jakobsweg in Richtung Tiefenbachtal zu dem wahrscheinlichen Zugweg der Bauernkrieger. Diese mussten sich ja mit allem versorgen. Kanonen und andere Waffen versuchte man in den Burgen des Adels zu beschlagnahmen. Nicht wenige gingen dabei in Flammen auf wie die Burg Teck oder Burg Schlossberg in Dettingen. Lebensmittel wurden von Klöstern und Klosterhöfen geplündert, denn 6000 Kämpfer haben einen ordentlichen Hunger. Wenn man ein halbes Kilogramm Brot als tägliches Grundnahrungsmittel annimmt, braucht es jeden Tag drei Tonnen Brot.

Plündern war bei Kriegszügen üblich, die Bauernkrieger beschränkten sich aber darauf, die Vorräte der Obrigkeit zu nehmen. In Nürtingen traf es den Salemer Hof. Die Stadt Nürtingen hatte ihre Tore geöffnet und den Bauernhaufen eingelassen und wurde dafür von Plünderungen verschont. Der Stadtrat hatte versucht, von der österreichischen Landesregierung Verhaltensanweisungen gegenüber dem Bauernheer zu erhalten. Diese war aber eher mit sich selbst beschäftigt und antwortete nicht.

Die Gemengelage in einer kleinen Ackerbürgerstadt wie Nürtingen war im Bauernkrieg unübersichtlich. Die reichen Familien – die Ehrbarkeit –, hatten durch Verträge mit dem Herzog ihre Stellung abgesichert. Sie stellten den Vogt, den Bürgermeister und die zwölf Richter sowie den Pfarrer und wohnten in ansehnlichen Gebäuden wie zum Beispiel der alten Schmiede am Obertor. Die Mehrzahl der Bürger jedoch wohnte in beengten Verhältnissen ohne Kanalisation in der Nähe zur Stadtmauer, wie man an dem mittelalterlichen Wohnhaus Strohstraße 9 noch heute sehen kann. Diese standen eher auf Seiten der Aufständischen. Auf dem Stadtbalkon endete der Ausflug in die frühe Neuzeit mit einem guten Essen und diversen Kaltgetränken.

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