Licht der Hoffnung

Interview mit Cara-Sängerin Gudrun Walther vor dem Konzert am Samstag in Neckartenzlingen

Licht der Hoffnung: Pünktlich zu ihrem 20. Geburtstag tritt die Celtic-Folk-Band Cara an diesem Samstag in der Melchiorhalle in Neckartenzlingen auf. Cara-Sängerin Gudrun Walther spricht im Interview über die Musik und die Erfahrungen, die die Musiker gemacht haben.

Mit der Formation Cara am Samstag auf der Bühne stehen werden (von links) Simon Pfisterer (Uilleann Pipes), Kim Edgar (Gesang, Piano), Gudrun Walther (Gesang, Fiddle, Akkordeon) und Jürgen Treyz (Gitarre, Dobro, Gesang). Foto: Schulz

NECKARTENZLINGEN. Cara feiern Geburtstag und freuen sich auf viele Gäste, um mit ihnen gemeinsam zu singen und zu tanzen. Die deutsch-britische Celtic-Folk-Band wird 20 und hat sich dafür selbst mit einem Album namens Grounded beschenkt. Das mittlerweile achte Werk der international gefeierten Formation aus dem Landkreis Esslingen spiegelt ihre ungebrochene Spielfreude wider, die auch durch die harten Monate der Corona-Pandemie nicht geschmälert wurde. Selbst im Mutterland des Genres hat das Quartett schon mehrfach für Furore gesorgt und wurde dafür unter anderem mit zwei Irish-Music-Awards belohnt. Bevor sie am 3. Februar den nächsten Konzertbesuch auf der britischen Insel in Glasgow haben, kommen Cara noch einmal in die Region. An diesem Samstag, 21. Januar, steht die Celtic-Folk-Band im Rahmen der Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ unserer Zeitung ab 20 Uhr in Neckartenzlingen in der Melchior-Festhalle auf der Bühne. Vorab stand uns die Bandmitgründerin, Sängerin und Fiddle-Spielerin Gudrun Walther für ein Interview Rede und Antwort.

Frau Walther, herzlichen Glückwunsch zum 20-jährigen Bandbestehen. Wie wollen Sie diesen runden Geburtstag feiern?

Wir haben für den 18. Januar in der Rudolf-Oetker-Halle in Bielefeld ein großes Jubiläumskonzert mit einigen Gästen und ehemaligen Bandmitgliedern geplant. Aber auch sonst werden wir in diesem Jahr sehr viel auf Tournee sein und in vielen unserer Lieblingsvenues spielen. Darauf freuen wir uns jetzt schon.

Mit im Gepäck haben Sie Ihr aktuelles Album namens Grounded. Gibt es zu dem Titel eine besondere Geschichte?

Grounded bedeutet ja ursprünglich geerdet oder verwurzelt, aber man verwendet den Begriff auch, wenn Flugzeugen ein Startverbot erteilt wird oder jemand unter Hausarrest steht. In diesem Doppelsinn haben wir das Album Grounded genannt, weil es während der Pandemiejahre entstanden ist.

Apropos: Wie sind Sie denn durch die Corona-Pandemie gekommen?

Dank viel Eigeninitiative eigentlich ganz gut. Wir hatten im Sommer 2020 noch eine ansehnliche Anzahl von Konzerten realisieren können und haben anschließend einige gestreamte Konzerte gespielt. Dazu haben wir verschiedene Stipendien und Förderprogramme bekommen, wodurch wir einige sehr spannende künstlerische Projekte realisieren konnten. Trotzdem war es eine wahnsinnig anstrengende Zeit, in der uns sehr viele Konzerte ausgefallen sind.

Gab es Ihrer Meinung nach genügend Wertschätzung für freie Kulturschaffende seitens der Politik und Gesellschaft?

Da hat ein langer Lernprozess stattgefunden, der auch noch nicht abgeschlossen ist. Es ist aber gut, dass aus der Bewegung #AlarmstufeRot eine Initiative namens „Pro Musik“ hervorgegangen ist. Die Gründung einer Interessenvertretung für freie Kulturschaffende war lange überfällig, um unsere Branche geschlossen vor der Politik vertreten zu können.

Sie vertreiben Ihre Alben auf Ihrem eigenen Label Artes. Wie wichtig ist Ihnen diese künstlerische Unabhängigkeit?

Sehr wichtig. Zusammen mit meinem Mann und Bandkollegen Jürgen Treyz betreibe ich ein eigenes Tonstudio, unsere eigene Konzertagentur Artes und eben das gleichnamige Label. Das sind die Grundbausteine für unsere Selbstständigkeit und damit fahren wir seit nun beinahe 20 Jahren sehr gut.

Laut Ihrer eigenen Aussage stellt das Album Grounded die großen Fragen des Lebens. Welche sind das Ihrer Meinung nach?

Die großen Fragen auf dem Album lauten „Warum sind wir hier?“ oder „Wie werde ich glücklich?“, die immer wieder in den Songtexten auftauchen. Das Lied „Spell Of Winter“ beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Kreislauf des Lebens, der Corona-Pandemie und damit, ein Teil der Natur zu sein.

Wie zum Beispiel beim Eröffnungsstück „The Cockle Gatherer“?

Ja, das Lied gehört zu einer Kollektion keltischer Songs, die die schottische Musikerin Marjory Kennedy-Fraser zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf den Hebriden-Inseln sammelte und davor bewahrte, in Vergessenheit zu geraten. Die von ihr adaptierten Lieder wurden von Kenneth MacLeod ins Englische übertragen. Unsere schottische Pianistin und Sängerin Kim Edgar hat diese Version schon als Kind gelernt. Die poetischen Bilder entführen in die weite Küstenlandschaft der schottischen Inseln, wo die Muschelsammlerinnen diesen Song vielleicht schon bei der Arbeit gesungen haben.

Dagegen ist der Bob-Dylan-Song „Lay Down Your Weary Tune“ fast aktuell?

Ja, weil der Song, den Bob Dylan eigentlich schon vor 60 Jahren für das Album „The Times They Are A-Changin“ geschrieben hat, erst 1985 veröffentlicht wurde. In dem Lied malt der damals 22-jährige Dylan ein schmerzlich-schönes und synästhetisches Universum klingender Naturgewalten eines sich neigenden Jahres. Dieses Lied hat in der Zeit der erzwungenen Stille während der Corona-Pandemie zu uns gesprochen.

Wie haben Sie als Band eigentlich zusammengefunden?

Die Gründungsmitglieder waren damals vor 20 Jahren in einem Freundeskreis von Musikern aktiv. Alle späteren Bandmitglieder haben wir über die sehr vernetzte internationale Folk-Szene kennengelernt. Unsere Band ist wie eine Familie – man kann da nicht austreten.

Und worauf dürfen sich Ihre Fans jetzt auf der Bühne freuen?

Unsere Spielfreude ist ungebrochen. Die Erfahrungen der Corona-Pandemie haben uns Dankbarkeit gelehrt – für unsere treuen Fans, unser Publikum und die wunderbaren Veranstalter. Wir freuen uns auf alles und das Konzert wird für uns ein Fest.

Eintrittskarten für das Cara-Konzert in Neckartenzlingen gibt es für 20 Euro im Vorverkauf im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung, Am Obertor 15, Telefon (0 70 22) 94 64-150 oder unter E-Mail nz-vorverkauf@ntz.de.

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