Helmut Kuby, Nürtingen. Wer wie ich, der ich damals 19 Jahre alt war, das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt hat, kann das nicht vergessen. Wer das nicht (bewusst) erlebt hat – und das sind heute 80 Prozent der Deutschen –, dem kann diese Depression, dieser seelische Zustand nicht vermittelt werden. Dokumentarfilme von damals lassen es erahnen, wenn man sich darauf einlässt. Der Zweite Weltkrieg, richtiger das weltweite Morden auf Befehl oder aus Sadismus, war zu Ende. Eigene Schuld gab es nicht, die Schuldigen waren andere, selbst war man ein Opfer. „Nie wieder Krieg“ war die Parole. Eine kurze Zeit. Bis Adenauer die Wiederbewaffnung der BRD betrieb: „Willst Du Frieden, rüste zum Krieg“ (Si vis pacem, para bellum). Dagegen gab es Widerstand: Verhandeln statt Drohen, forderte die Friedensbewegung – während sich die Weltmächte gegenseitig mit atomarer Vernichtung bedrohten. Bis 1990 mit Gorbatschow eine friedlichere Zeit beginnen sollte.
Umso entsetzter war die Weltöffentlichkeit, als Amerika im Januar 1991 den Zweiten Golfkrieg vom Zaun brach. Einen heißen Krieg. Weit entfernt von uns. Alle Vergnügungsveranstaltungen wie Karneval oder Fastnacht fielen aus: Krieg, heißer Krieg, die Geißel der Menschheit, war wieder ein Mittel der Politik geworden. Dabei wusste man aus Vietnam, was Krieg aus Menschen macht: In Amerika nahmen sich mehr zurückgekehrte Soldaten das Leben als im Krieg ums Leben gekommen waren. Da der Irakkrieg für Deutschland keine spürbaren negativen Folgen hatte, nahm man zur Kenntnis: Unsere Schutzmacht Amerika war (auch einmal) siegreich.
In unserer europäischen Nachbarschaft, im zerfallenden Vielvölkerstaat Jugoslawien, nahmen die Konflikte zwischen den einzelnen Nationalitäten ein bedrohliches Ausmaß an. Die vom UN- Sicherheitsrat mandatierte und kontrollierte Mission zur Eindämmung der Gewaltauseinandersetzungen im Kosovo wurde (absichtlich?) so halbherzig durchgeführt, dass sie scheitern musste. Mit der Folge, dass die NATO unter Beteiligung Deutschlands den völkerrechtswidrigen Krieg unter der verharmlosenden Überschrift, „humanitäre Intervention“ begann. Mit Bombenabwürfen aus 10 000 Meter Höhe sollten Menschenrechtsverletzungen verhindert werden. Es war der 24. März 1999. Dank Gerhard Schröder (SPD) und Joschka Fischer (Grüne) ist Deutschland endlich wieder eine (richtige) Krieg führende Nation.
Für mich ist der 24. März 1999 – seitdem sind 20 Jahre vergangen – der traurigste Tag der deutschen Geschichte seit 1945. Ein offizielles Gedenken wird es nicht geben. Wir sind ja beschäftigt mit 100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs und 80 Jahre Beginn des Zweiten.
Leserbriefe | 03.05.2024 - 05:00
Mauern statt Hecken
Herbert Schaal, Nürtingen.
Ein neuer Trend nimmt Fahrt auf: Es geht um den „Einmauerungs-Trend“. Ein völlig neues, bislang unbekanntes Erscheinungsbild. Neuerdings werden vereinzelt Wohnobjekte ummauert. Man schlendert durch sein Wohngebiet und ...
Leserbriefe | 03.05.2024 - 05:00
Herr Wissing verkennt die Realität
Hartmut Gerhardt, Wolfschlugen. Zum Artikel „Drohende Fahrverbote – SPD warnt vor ,Panikmache‘“ und zum Kommentar „Ein jämmerliches Ablenkungsmanöver“ vom 13. April.
„Diejenigen, die immer sagen, das Klimaschutzgesetz muss aber so bleiben, wie es ...