Leserbriefe

Steuergelder für fragwürdige Projekte

Rainer Grünenwald, Nürtingen. Zum Artikel „Spinnweben hält die Elektronik für Nebel“ vom 13. Februar. Der objektive Bericht spricht mir aus der Seele und Herrn Kiesslers Fazit, „dass . . . schon wieder Pläne, weitere Straßenabschnitte mit diesem Unfug auszustatten, durch die Lande geistern“, ist leider keine Geistergeschichte, sondern bereits vom Bundesverkehrsministerium genehmigte Wirklichkeit!

Die Fortsetzung der zu teuren Schwabenstreiche – analog einhergehend mit Stuttgart 21 und anderen Steuerverschwendungsprojekten – folgt. (Steuer-)Geld für absolut unsinnige oder mindestens höchst fragwürdige Projekte in Millionenhöhe scheint offensichtlich auch in diesen Krisenzeiten noch genügend vorhanden. Im Dezember 2009 wurde berichtet, dass die A 8 zwischen Leonberg und Wendlingen mit einem neuen (wahrscheinlich wieder neuesten, noch hochintelligenteren) Leitsystem ausgestattet wird. Und das Revolutionärste an diesem elektronischen Lotsen: in Spitzenstau-Zeiten sollen auf dieser Strecke (36 Kilometer) die Standspuren zu Fahrstrecken umgewandelt werden. Ein geradezu simpler wie genialer Trick. Man kann natürlich auch den perfekten Schwabenstreich dahinter vermuten. Alleine die Vorstellung: Wegfall von Pannenstreifen, Rettungsstreifen und der Verkehr fließt bis Wendlingen etwas weniger zäh, um dann eben dort den großen Megastau zu beginnen. Investitionssumme: 21 Millionen Euro. Verkehrs-Staatssekretär Rudolf Köberle frohlockt in den höchsten Tönen und preist die Baumaßnahme, die im Frühjahr ausgeschrieben wird, in den allerhöchsten Tönen – eine exakte Kopie der Lobeshymnen, wie sie vor 15 Jahren von den Herren Verkehrsministern Wissmann (Bund) und Schaufler (Land) gesungen worden sind.

Es ist genau so, wie Herr Kiessler schreibt: das Gedächtnis der Menschen ist kurz. Und das bestimmter Herren in unseren Behörden offensichtlich noch kürzer. Es sei denn – und das ist eine reine Vermutung von mir – Herr Köberle war bereits zu Zeiten der „Intelligenten Straße B 27“ mit von der Partie. Ich will mal lieber nicht spekulieren, sonst könnten einem direkt jüngste Parallelen zum zurückgetretenen Staatssekretär Fleischer, dem „Patron“ südbadischer Kieswerker, einfallen. Herrn Kiessler bitte ich, weiterhin kritisch die Bevölkerung über die Verwendung von Steuergeldern zu informieren.

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