Leserbriefe

Salemer Hof - Stiefkind oder Bürgersstolz?

Dieter Metzger, Nürtingen.

Die Stadt Nürtingen ist mal wieder knapp bei Kasse. So wie damals im Jahr 1978, als sie den Salemer Hof, dieses stattliche Gebäude am Neckarufer, vom Kreis Esslingen geschenkt bekam. Oh je, was nun? Es dauerte dann acht Jahre, bis das Geld bereitgestellt wurde, um den historischen Fachwerkbau zu restaurieren, den südlichen Anbau zu erneuern und alles zusammen vermietbar zu machen. Viele Jahre Mietausfall, bis die Notare ihre Miete ins Stadtsäckel fließen ließen. Heute ist darin das Amtsgericht untergebracht. Die Stadt Nürtingen strich demnach mehr als ein Dritteljahrhundert viel Geld ein – an Rücklagen zur Erhaltung wurde im Rathaus offenbar kein Gedanke verschwendet. Sind nur private Hauseigentümer dazu verpflichtet? Die heute geschätzten Restaurierungskosten belaufen sich nun auf drei Millionen, 1,5 Millionen, 0,5 Millionen hört man, könnten aber auch nur 40.000 Euro betragen. Wer steckt hinter diesem Verwirrspiel und was soll damit erreicht werden? Die Stadt Nürtingen ist Eigentümerin von 180 Immobilien. Wenn der Haushalt nicht mehr ausgeglichen werden kann, besteht eine Möglichkeit darin, den Immobilienbesitz zu verkleinern. Dass die Nürtinger Gemeindeverwaltung dabei primär den Salemer Hof ins Auge fasst, ist unfassbar. Für mich war es ein Schlag unter die Gürtellinie. Bisher dachte ich, dieses Gebäude sei tabu, wenn es um solche Transaktionen geht. Wer kann verstehen, dass ein Bürger dieser Stadt überhaupt diesem Gedanken verfallen kann und der Gemeinderat auch noch zustimmt? Der Salemer Hof ist Teil der Nürtinger Schauseite, gehört zu den Prachtbauten der Stadt und ist beziehungsweise sollte Teil des Nürtinger Bürgerstolzes sein. Dieses Gebäude darf nicht auf Zeit in privates Eigentum übergehen, sondern es muss eine Nutzung gefunden werden, diesen handwerklichen Schatz auch im Innern für Bürgerschaft und Gäste erlebbar zu machen.

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