Leserbriefe

Plädoyer für die Gemeinschaftsschule

Sebastian Schöneck, Frickenhausen. Zu den Leserbriefen „Die Zeichen der Zeit“ vom 16. November und „Schulstandort sehr gut aufgestellt“ vom 19. November. Unsere Frickenhäuser Werkrealschule betreibt seit vielen Jahren die Umsetzung neuer Lehr- und Lernideen. Es ist kein Wunder, dass hier die Idee der Gemeinschaftsschule mit Offenheit aufgenommen wurde.

Nach einer Initiativveranstaltung der Frickenhäuser SPD konnten Verwaltung und Gemeinderat von der Schule der Zukunft überzeugt werden. Dies umso mehr, als in der Vergangenheit zunehmend Eltern der Werkrealschule trotz differenziertem Ganztagsangebot mit Mittagessen den Rücken kehrten. Dieser Trend setzte dabei weit vor der Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung ein.

Es hilft nichts, die Augen vor der Tatsache zu verschließen, dass sich das starre dreigliedrige Schulsystem durch diese Schieflage überlebt, also selbst „ausgehebelt“ hat. Die grün-rote Landesregierung nahm endlich den Wunsch vieler Lehrkollegien und Eltern nach neuen Unterrichts- und Lernformen ernst. Sie hat die Gemeinschaftsschule als neue Schulform zugelassen, wenn Schule und Gemeinde sie wünschen.

Dort lernen Kinder durch persönliche Lernpläne individueller, wodurch Stärken besonders unterstützt und Schwächen besser gefördert werden. Das ist weitaus mehr als bloße Dauer-Gruppenarbeit der klassischen Schule und hat schon gar nichts mit einer „Einheitsschule“ zu tun. Und es kommt der Entwicklung der Kinder zugute, dass sie nicht schon nach der vierten Klasse auseinandergerissen und im Alter von zehn Jahren darüber entschieden wird, welchen Weg sie gehen werden.

An die Gemeinschaftsschule werden vom Staatlichen Schulamt hohe Qualitätsansprüche gestellt, eine entsprechende Prüfung in Frickenhausen war positiv. Wir alle – Lehrer, Eltern, Gemeinderat, Verwaltung – sind nun guter Hoffnung, dass in Frickenhausen ein neuer Baustein in der Schullandschaft und damit ein besseres Angebot für die ganze Region entstehen kann. Davon profitieren alle. Was macht es für einen Sinn, wenn an einem Ort Schulen schließen und andernorts Kommunen unter der finanziellen und logistischen Last neuer Schülerströme ächzen?

Die Gemeinschaftsschule in Frickenhausen wird für eine gute Balance sorgen – ohne den Bestand der Neuffener Schulen zu gefährden. Aus dieser unbegründeten Angst heraus die pädagogischen Bemühungen bei uns zu diskreditieren, ist daher unangebracht.

Wer mit Schülern und Eltern an den bestehenden Gemeinschaftsschulen spricht, merkt: Das ist eine Erfolgsgeschichte! Letztlich sollte es jenseits strategischer Überlegungen darum gehen, gute Bildung für Baden-Württemberg zu sichern. Um das zu erhalten, müssen wir zur Veränderung bereit sein.

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