Leserbriefe

Großzügig auf Startvorsprung verzichtet

Heinz Vogel, Oberboihingen. Zum Artikel „Strom: Ziele des Landes sind nicht ehrgeizig genug“ vom 14. März.

Ich vergleiche Deutschland beim Streben nach der Energiewende mit einem 400-Meter-Läufer, der die Außenbahn hat, aber äußerst großzügig auf seinen Startvorsprung in der Kurve verzichtet. Beispiel: Verzichtserklärung auf Kernkraft – Ersatz durch Braun- und Steinkohle, neue Gaskraftwerke erst in Planung, Nord-Süd Stromtrassen in weiter Ferne. Bei uns in Baden-Württemberg (BW) wurde das letzte AKW Neckarwestheim2 (1,3 GW) Anfang 2023 abgeschaltet. Dieses AKW produzierte zuletzt 3,7 mal soviel Strom im Jahr wie sämtliche derzeit in BW vorhandenen Windräder (750 Stück. – 1,7GW). Das muss man sich mal vorstellen. Und jetzt hat Ministerpräsident Kretschmann das 1000 Windräderprogramm aufgelegt, das überhaupt nicht vorankommt. Als BW noch 4(5) AKWs hatte, lag der Anteil in BW an CO2-freier Primärenergie noch bei 35 Prozent. Heute sind wir trotz Ausbau EE bei 19 Prozent (Statistisches Landesamt). Diese zu ersetzen, bräuchte über 2000 Windräder der größten Sorte. Glaubt da einer dran? Und dann sind wir erst wieder bei Null! Es geht doch glaube ich um CO2-Vermeidung. Dieser Vorgehensweise widerstrebt sämtlicher menschlicher Evolutionstheorie. Das ist auch der Grund, warum es in unserem Volk einen inneren Widerstand, ein unsicheres Gefühl, gibt, das tiefe Wurzeln bis ins Kleinhirn hat: Allen „Abschaltern bevor es was Neues gibt, empfehle ich einmal eine wissenschaftliche Führung auf den Pfahlbauten in Unteruhldingen am Bodensee (Jungsteinzeit). Die waren damals nicht so blöd, im Gegenteil, und nutzten jede Chance, sonst gäbe es uns heute nicht. Deutschland als Industrienation und damit als Wohlstandsstaat und damit als Sozialstaat ist ernsthaft gefährdet. Wir haben nichts zu verschenken – siehe 400-Meter-Läufer.

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