ZiS

Respektlose Jugend?

Högy-Schülerteam beleuchtet das Verhalten der jungen Generation.

Vielen ist die Respektlosigkeit der Kinder und Jugendlichen der heutigen Generation vielleicht schon aufgefallen. Ein Lehrer wird zum Beispiel von Schülern provoziert und beleidigt. Was hat es damit auf sich, warum fällt das bei heutigen Jugendlichen besonders auf? Diese Frage stellten sich Akil Perzhaku, Manuel Suckfüll, Nic Scholz und Josef Hasab aus der Klasse 9d des Nürtinger Hölderlingymnasiums:

2019 ging in den sozialen Medien ein Video um, in dem Schüler einen Lehrer an der Höheren Technischen Bundeslehranstalt Ottakring-Wien beleidigen und dieser darauf den Schüler anspuckt. Die Mehrheit der Nutzer solidarisieren sich mit dem Lehrer. Es gab Kommentare wie „Was die Lehrer heutzutage ertragen müssen, fragt keiner“. Ein Kommentar zu einem „Bild“-Beitrag auf Youtube lautete „Viele Kinder haben dank der antiautoritären Erziehung keinen Respekt vor ihren Mitmenschen.“

Für viele Nutzer ist also klar: es liegt an der Erziehung. Doch Experten und Bildungspersonal denken anders. Eine Erzieherin mit 25 Jahren Erfahrung, deren Namen den Verfassern bekannt ist, sagt zur Frage, ob sich die Art der Erziehung im Vergleich zu ihrer Anfangszeit verändert habe: „Die stark autoritäre Erziehung früherer Zeiten wird heute eher ein Miteinander. Man sieht sich als gleichgesinnt und die Älteren nicht mehr als Autorität.“

Man könnte jetzt meinen, dass dies der Grund für diese Respektlosigkeit ist, jedoch verändert sich mit der Art der Erziehung auch das Leben von den Kindern. „Damals sind Kinder viel öfter draußen spielen gegangen, und heute nutzen Kinder digitale Medien und wachsen mit dem Internet auf“, so die Erzieherin. Die autoritäre Erziehung hat zwar Kinder folgsamer gemacht und vereinfachte einiges für Lehrkräfte, jedoch ist die heutige Erziehung, die auf Liebe und Lenkung basiert, für die Gesamtgesellschaft besser. Die Folgen dieser Erziehung sind sichtbar, könnte man meinen. Aber eine Statistik des Bundeskriminalamts vom April 2022 zeigt, dass seit 2016 die Straftaten jedes Jahr sinken: 2016 6,3 Millionen, 2017 5,7 Millionen und jedes Jahr danach stetig 100 000 weniger bis 2021, als 300 000 Straftaten weniger als 2020 registriert wurden.

Was ist dann der Grund für das respektlose Verhalten? Christina Baumeister, Lehrerin am Högy in Nürtingen sagt: „Kinder bevorzugen ,Instant Gratification‘ in der heutigen Zeit mehr als langzeitiges Nachdenken und Mühe.“ Instant Gratification ist laut Definition ein starker Drang, sich einen bestimmten Wunsch sofort zu erfüllen. Dies trifft häufig zum Beispiel in Videospielen auf, wo man bei wenig Aufwand eine Belohnung haben will. Instant Gratification kann in der Schule zu weniger Motivation und Disziplin führen, weil das System von Aufgaben in der Schule darauf aufgebaut ist, lange an einer Aufgabe zu sitzen und nicht so schnell aufzugeben, so die Lehrerin.

Nach dem Vorfall in Wien 2019 meldete sich ein Lehrer der Schule des erwähnten Vorfalls beim ORF, dem Rundfunk in Österreich: „Die Schüler müssen gewusst haben, dass ihnen nichts passieren kann. Sonst wäre es nie zu derartigem Mobbing gekommen.“ Außerdem warf er dem Schulleiter vor, das Mobbing durch Schüler nicht nur geduldet zu haben, sondern dass er auch beteiligt war.

Dieser Vorfall hatte auch einen Ursprung und ist nicht nur wegen der Respektlosigkeit der Jugendlichen passiert, wie Nutzer behaupten, sondern aufgrund ungenügender Prävention gegen Mobbing. Für uns ist es klar, dass die Erziehung in einem Miteinander nicht die Jugendlichen respektloser macht, sondern mit Ausblick auf die Zukunft immer weniger Straftaten mit sich bringt und eine Gesellschaft mit mehr Miteinander.

Zur Startseite