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Högy-Schülerinnen beleuchten die schwierige Arbeit der Putzkräfte

Schülerinnen des Hölderlin-Gymnasiums haben ein Gespräch mit einer Reinigungskraft geführt.

Sabine Franz ist Reinigungskraft am Hölderlin-Gymnasium. Foto: Pfann

Mariana Alcazar und Therese Pfann aus der Klasse 9d des Nürtinger Hölderlin-Gymnasiums haben sich mit einer sozialen Problematik auseinandergesetzt:

Vermüllte Klassenzimmer, knappe Zeiten und keine Wertschätzung von Schülerinnen und Schülern: Damit werden Reinigungskräfte an Schulen jeden Tag konfrontiert. Auch für Reinigungskräfte am Hölderlin-Gymnasium in Nürtingen ist dies wiederkehrender Alltag.

Wenn das Klassenzimmer nachmittags dreckig hinterlassen wird, ist es für Schüler selbstverständlich, dass beim Betreten am nächsten Morgen davon dann gar nichts mehr zu sehen ist. Die Reinigungskräfte arbeiten also, ohne dass die Schüler mitbekommen, unter welchen Umständen sie harte Arbeit leisten.

Laut Sabine Franz, einer Reinigungskraft am HöGy, bleiben einer Reinigungskraft nur vier Minuten, um ein Klassenzimmer auf das Gründlichste zu reinigen. In dieser Zeit einen bestimmten Hygienestandard zu erreichen scheint fast unmöglich. An dieser Stelle habe die Stadt Nürtingen Kürzungen beschlossen, erzählt Sabine Franz. Diese Kürzungen sind auch laut der Rektorin Beate Selb ein großes Problem.

Hygienestandards an Schulen seien ein Bereich, an dem man nicht sparen sollte, denn an solch einem Ort der Begegnung und Bildung sollte sich jeder wohlfühlen, sagt Sabine Franz. Sie wünscht sich mehr Zeit für ihre Kolleginnen und sich, um die Schule so sauber wie möglich zu halten.

Außerdem haben Klassenzimmer auch unterschiedliche Ansprüche, was die Reinigung betrifft: „Es gibt Lehrerinnen und Lehrer, die, bevor die Klasse das Zimmer verlässt, darum bitten aufzustuhlen, die Fenster zu schließen oder zu fegen. Und es gibt natürlich Lehrkräfte, die den Raum als Erste verlassen – und nach ihnen die Sintflut“, erklärt Sabine Franz. Seit 2015 arbeitet Sabine Franz als Reinigungskraft am HöGy, und in dieser Zeit hat sie schon so einiges erlebt von einem abwertenden Objektleiter bis zu herabsetzenden Bemerkungen von Schülerinnen und Schülern.

Das HöGy ist ein sauberer und gepflegter Ort

Der Objektleiter war der Ansprechpartner der Reinigungskräfte und wie sie bei einer Putzfirma angestellt. Für ihn schienen, laut befragten Reinigungskräften, Frauen wertlos zu sein. Auch die Hausmeisterin Claudia Strähle bestätigt das. Sabine Franz empfindet es als wichtig, dass ihre neue Objektleiterin auf die Bedürfnisse ihrer Kolleginnen eingeht und diese erfüllt.

Ein weiteres Erlebnis, das in ihrer Erinnerung bleibt, hatte sie erst vor ein paar Wochen: Während sie die Mensa reinigte, waren dort noch Schülerinnen und Schüler anwesend. Ein Mädchen zielte mit einer zusammengeknüllten Papiertüte auf einen Mülleimer und traf nicht. Von ihrer Mitschülerin wurde sie aufgefordert, die fehlgegangene Tüte aufzuheben und in den Mülleimer zu werfen. Die Werferin jedoch antwortete mit „die Putze wird doch für das bezahlt“.

Die Aussage des Mädchens ist zwar nicht komplett falsch, dennoch darf die Bezahlung der Reinigungskräfte keine Rechtfertigung für gewolltes Verwüsten der Schule sein. Das Verhalten der Schülerin zeigt von großer Respektlosigkeit gegenüber den Putzfrauen.

Die meisten Schülerinnen und Schüler sind der Meinung, dass das HöGy ein sehr gepflegter und sauberer Ort ist. Dennoch hinterfragen nur wenige, wie das zustande kommt. Sabine Franz ist sich über das Verhalten vieler Schüler bewusst. Trotzdem versteht sie nicht, wieso Schüler so wenig Wertschätzung zeigen und wünscht sich einen respektvolleren Umgang mit der Schule. „Wenn Schüler mit Kakao gefüllte Tetrapacks in die Mensa legen und drauftreten, die Toiletten mit Markern bemalen und Kaugummis auf den Boden kleben, finde ich das überhaupt nicht witzig“, sagt Sabine Franz.

Aber auch wenn sich solche Geschehnisse häufen, kommt Sabine Franz gerne ans HöGy: „Ich finde es total klasse, dass mich viele Lehrerinnen und Lehrer mit Namen kennen und mich grüßen. Es gibt sogar Lehrkräfte, die sich bei mir bedanken. Für solche kleinen Erlebnisse lohnt es sich doch, immer herzukommen‘‘, erzählt Sabine Franz.

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