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Der Beruf des Pfarrers ist sehr vielseitig

Silas Schaletzky aus der Klasse 8a der Realschule Neuffen hat im Rahmen des Zeitungsprojektes den Beurener Pfarrer Roland Conzelmann interviewt.

Das ist Pfarrer Roland Conzelmann. Foto: zis

NEUFFEN. Hallo, Herr Conzelmann, vielen Dank, dass Sie sich heute für mich Zeit genommen haben. In den letzten Monaten hatte ich die Gelegenheit, Sie durch den Konfirmanden-Unterricht besser kennenzulernen. Das hat mich auf Ihren besonderen Beruf neugierig gemacht und es sind viele Fragen entstanden. Wann haben Sie sich das erste Mal für den Beruf interessiert und was gab den Ausschlag den Beruf zu ergreifen?

Ich war schon als Kind in der Kinderkirche, dann ging ich in die Jungschar, anschließend habe ich am Jugendkreis und in der Jungschaft mitgearbeitet. Außerdem habe ich im Posaunenchor gespielt. Dadurch war ich schon immer in der Welt der Kirche dabei und aktiv als Mitarbeiter integriert. Nach dem Abi wollte ich gerne mit Menschen arbeiten. Nach einem FSJ auf Amrum hat mir ein Pfarrer geraten, den Beruf zu ergreifen.


Was denken Sie sind die wichtigsten Eigenschaften und Kompetenzen um ein guter Pfarrer zu werden?

Es muss einem sehr am Herzen liegen, diese Botschaften und Geschichten zu erzählen, dass es das Wichtigste für einen ist, wie ein Schatz, den man anderen weitergeben möchte oder ein Licht, das man anderen bringen möchte, sodass die einen Sinn finden in ihrem Leben. Wichtig, denke ich, ist es, dass man sich in andere hineinversetzen kann, um für jeden die passende Form zu finden, um die Botschaft weiterzugeben. Gerne mache ich Aktionen, die für die Gemeinde wichtig sind oder für die Menschen, Kinder, Jugendliche, dass man ein Gespür hat, was die Menschen anspricht und dass man eine Sprache sprechen kann, die die Menschen verstehen.

Also muss man für den Beruf leben?

Ja, ganz genau, das ist das Wichtigste.


Ist der Beruf zeitaufwendig?

Ja, es ist schon so. Man hat keinen geregelten Tagesablauf mit zum Beispiel acht Stunden und einem geregelten Feierabend.

Was benötigt man für ein Studium und wie lang dauert es?

Wenn man die drei Sprachen schon könnte, acht Semester,. Aber die Sprachen sind Altgriechisch, Latein und Althebräisch. Alle drei Sprachen muss man lernen und das allein dauert mindestens vier Semester. Wenn man alle Sprachen macht, sind es zwölf Semester, und bei mir waren es 13 Semester, denn ich war noch ein Jahr im Ausland, in Wien. Ich musste alle drei Sprachen lernen und habe sechseinhalb Jahre studiert. Die Sprachen sind für manche eine ziemliche Hürde.


Hat Ihnen das Studium Spaß gemacht?

Also, ich fand es sehr schön, mit den Freunden zu studieren

und in Tübingen zu sein, aber ich fand es manchmal sehr anstrengend und sehr theoretisch. Oft hatte das Studium wenig mit dem Beruf des Pfarrers zu tun.

Was für Aufgaben gehören zu Ihrem Beruf?

Also, einmal muss jeder Pfarrer Religionsunterricht an einer Schule geben. Das ist bei mir die Grundschule Beuren. Und dann sind es natürlich die normalen Gottesdienste und dann Taufen, die Gespräche mit den Familien oder Hochzeiten und die Gespräche mit dem Brautpaar. Dann bei Beerdigungen auch die Familie zu trösten und mit ihnen alles zu besprechen. Besuche bei Senioren oder bei Kranken, Hausbesuche bei den Sterbenden. Die Menschen in Not zu hören und irgendwie da zu sein, wenn Menschen Sorgen haben. Dann ist es die Verwaltung. Man ist mit dem Kirchengemeinderat auch dafür verantwortlich für Reparaturen oder wenn etwas renoviert werden muss. Eben, dass alles gut läuft. Bei uns in Beuren sind es auch die Kindergärten, für die wir verantwortlich sind, auch für die Kindergarteneinrichtung und das Personal. Das nimmt viel Zeit in Anspruch, dann sind es noch Dinge im Kirchenbezirk. Ein großer Teil der Zeit geht in die Jugendarbeit. Das ist das Schöne, man hat von den kleinen Kindern bis zu Jugendlichen im Konfirmandenunterricht alle Altersgruppen.

Und das ist auch was ganz Wichtiges, man hat mit den Erwachsenen, Alten, Glücklichen, Unglücklichen und Sterbenden zu tun. Es ist also sehr vielseitig.

Was macht Ihnen am meisten Spaß?

Eine große Freude ist es, den Kindern im Kindergarten die Geschichten zu erzählen, auch der Religionsunterricht in der Grundschule macht viel Freude, mit den Konfirmanden auf die Freizeiten gehen und die Kinderbibelwoche macht mir auch viel Spaß. Wir haben hier auch ein Theaterprojekt, so ein Freilichttheater, das macht mir auch besonders viel Freude mit den Erwachsenen Theater zu spielen.

Was sind die Schattenseiten Ihres Berufs?

Eine Schattenseite kann eben sein, dass man das Privatleben und den Beruf nicht klar trennen kann. Man dann eben immer angesprochen wird, wenn man irgendwo ist, dass Menschen Vertrauen haben, aber es kann eine Gefahr sein, dass man nicht so richtig frei hat, weil dann immer wieder eine WhatsApp oder ein Anruf kommt, auch abends. Man muss da ein bisschen aufpassen, dass die Familie nicht zu kurz kommt.

Wem würden Sie den Beruf weiterempfehlen?

Ich würde allen empfehlen, die eben für diese Sache brennen, die diese Hoffnung haben, dass Gott doch einen Plan hat mit der Welt. Und dass da so eine Hoffnung ist, die man weitergeben muss, weil wer diese Hoffnung nicht hat, dem fehlt so was Wichtiges. Also alle die dafür brennen, die gerne etwas mit Menschen arbeiten möchten und sich einen ganz vielseitigen Beruf wünschen. Und vor allem denen, denen die Sache mit Gott und Jesus am Herzen liegt, für die ist der Beruf als Pfarrer das Richtige.

Vielen herzlichen Dank für das Interview und Ihre Zeit, Herr Conzelmann.

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