Kollektive
„Notfallmedizin ist dynamisch“
„Unser Fokus liegt auf der patientenorientierten Versorgung“, sagt Dr. Heiner Stäudle, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin. Was der Neubau der ZNA an der Medius-Klinik Nürtingen bedeutet, erklärt er im Interview.
Dr. Heiner Stäudle, Chefarzt der Klinik für Akut- und Notfallmedizin und Leiter der Zentralen Notaufnahmen der Medius-Kliniken Nürtingen und Kirchheim erläutert im Interview mit Lia Hiller das Konzept und die Aufgaben der neuen Zentralen Notaufnahme auf dem Säer.
Herr Dr. Stäudle, Sie sind ein erfahrener Notfallmediziner und ihre Expertise floss in die Planung der neuen Zentralen Notaufnahme in Nürtingen mit ein. Zusammen mit ihrem Team haben Sie sich Notaufnahmen in ganz Deutschland angeschaut. Was war und ist Ihnen wichtig? Die Klinische Akut- und Notfallmedizin ist als eigenständiges Fach in Deutschland noch sehr jung und viele autarke Strukturen müssen erst noch definiert und etabliert werden. Als junges Fach ist es aber auch geprägt durch motivierte „Pioniere der Medizin“, die nicht zuletzt durch ihre Leidenschaft für die Notfallmedizin gut vernetzt sind. Wir alle kämpfen mit den gleichen Problemen und haben gemeinsame Ziele. Da ist ein enger Austausch unglaublich wertvoll. Wenn gute Ideen in neu gebauten Notaufnahmen bereits in die Tat umgesetzt werden konnten, war es uns wichtig, vor Ort zu sehen, wie „gemeinsame gute Ideen“ in der Realität aussehen. Wir haben viele Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen aus der Notfallmedizin in ganz Deutschland geführt und deren Erfahrungen gerade bei Neubauten eingeholt. Spannend war es auch zu erfahren, was in der Theorie gut gedacht war, in der Umsetzung dann aber in der praktischen Umsetzung nicht funktioniert hat. Was zeichnet die neue ZNA in Nürtingen besonders aus? Die neue Zentrale Notaufnahme der Medius-Klinik Nürtingen steht für patientenorientierte Prozesse, die Medizin auf höchstem Niveau ermöglichen. Sie bietet aber auch den Mitabeitern und Mitarbeiterinnen einen hochattraktiven und modernen Arbeitsplatz. Auf welche Arten von medizinischen Notfällen sind Sie und Ihr Team vorbereitet? Egal, ob Notfälle aus innerer Ursache heraus oder durch Unfälle, die neue Notaufnahme am Standort Nürtingen bietet eine vollumfängliche Notfallversorgung an. Dies ist aber natürlich auch nur durch das Team von hochqualifizierten und motivierten Mitarbeitern möglich, welches die Notaufnahme erst mit Leben füllt. Was genau ist die „Notfallspange“? Die „Notfallspange“ ist ein spezieller Bereich der Zentralen Notaufnahme, der speziell für kritisch kranke Patienten etabliert wurde. Sie schließt sich direkt an die Rettungsdienstzufahrt an, um kurze Wege zu ermöglichen. Sie besteht aus zwei Schockräumen, einem Computertomographen und einem Röntgenarbeitsplatz. Alle diese Räumlichkeiten sind direkt miteinander verbunden und speziell für die schwerkranken Patienten ausgestattet. So kann die komplette Notfalldiagnostik und Notfalltherapie in dieser „Notfallspange“ erfolgen. Welche Vorteile bringen die optimierten Abläufe? Optimierte Abläufe führen in erster Linie zu einer Steigerung der Qualität der Patientenversorgung. Sie bedeuten neben „besserer Medizin“ auch mehr Patientensicherheit und Patientenkomfort. Und sie ermöglichen nicht zuletzt auch ein effektiveres Arbeiten durch optimierte Arbeitsplätze, funktionierende Prozesse und benutzerangepasste Wegeführung und Infrastruktur.
Wie unterstützt die moderne Medizintechnik das behandelnde Team und die Patienten? Die moderne Medizin ist zunehmend von moderner und qualitativ hochwertiger Medizintechnik abhängig. Das können einerseits Gerätschaften wie der neue Computertomograph, Sonographie-, Beatmungsgeräte oder unsere neue Monitoranlage sein. Ebenso wichtig ist aber auch eine verlässliche Möglichkeit der digitalen Dokumentation, Kommunikation und erste Bausteine der „Künstlichen Intelligenz“ in der Medizin. Die neue ZNA hat Anfang des Jahres den Betrieb aufgenommen. Wie sind Ihre Erfahrungen bisher? Unsere ersten Erfahrungen haben gezeigt, dass all unsere Mühen, all das Herzblut und der Hirnschmalz, all das, was mein Team, ich, und das ganze Unternehmen in den Neubau investiert haben, keinesfalls vertane Liebesmühen waren. Es hat sich ausgezahlt, den Menschen zuzuhören, die tagtäglich Patienten versorgen und Notfallmedizin betrieben. Natürlich gibt es Kleinigkeiten, die in der Realität nicht so funktionieren, wie man sie sich in der Theorie vorgestellt hat, aber die großen, wichtigen Elemente funktionieren hervorragend. Als Beispiele sind die von Ihnen bereits angesprochene Notfallspange zu nennen, auch der „Gemeinsame Tresen“ mit einer Notfallpraxis und die Wegeführung sowie Raumanordnung in der neuen ZNA hat sich bewährt. Wie groß ist insgesamt das Team der ZNA? Das Team der Klinik für Akut- und Notfallmedizin besteht aus einem Chefarzt, zwölf Oberärzten, fünf Fachärzten und einer Physician Assistant. Neben der Zentralen Notaufnahme am Standort Nürtingen sind wir auch für die Notaufnahme am Standort Kirchheim zuständig. Außerdem verantworten wir die angegliederten Beobachtungsstationen und in Nürtingen die Intermediate Care Station. Neben dem ärztlichen Kernteam gibt es Rotationsassistenten anderer Fachabteilungen, die in der Zentralen Notaufnahme arbeiten. Ebenso wichtig sind die hochqualifizierten Pflegekräfte in der Notaufnahme. Aus diesem Berufsstand beschäftigen wir 42 Mitarbeiter. Unterstützt werden wir durch unser Sekretariat. Manche Patienten werden mit den Rettungsdiensten in die Klinik gebracht. Manche kommen selbständig oder in Begleitung. Bei welchen Beschwerden sollte man die Notaufnahme aufsuchen? Typische Gründe für das Aufsuchen der Notaufnahme sind starke Schmerzen, Atemnot, starke Blutungen, schwere Unfälle, frische neurologische Auffälligkeiten und andere bedrohliche Symptome. Wenn Sie sich unsicher fühlen, sind wir aber immer für Sie da. Kein Patient wird abgelehnt, jeder Patient wird durch einen Arzt ehandelt! Damit wir unseren Patienten eine hochwertige und zügige notfallmedizinische Versorgung gewährleisten können, muss die Notaufnahme für die Behandlung von Notfällen vorgehalten werden. Deshalb können wir ausärztliche Tätigkeiten wie beispielsweise das Ausstellen von Rezepten oder Krankmeldungen, planbare Behandlungen von nicht-akuten oder nur leichten Beschwerden sowie Terminvereinbarungen nicht anbieten. Werden in der ZNA auch Kinder behandelt? Grundsätzlich ist die Erstversorgung von Kindern durch die Klinik für Akutund Notfallmedizin in der Zentralen Notaufnahme Nürtingen sichergestellt. Bei weniger schweren Notfällen ist eine ambulante Versorgung möglich. Gegebenenfalls und insbesondere bei Kleinkindern sowie bei pädiatrischen Krankheitsbildern und schwerkranken Kindern ist eine Weiterverlegung in eine Kinderklinik nötig. Eine stationäre Behandlung ist nur in Ausnahmefällen möglich, im Regelfall erfolgt auch hier die Verlegung in eine Kinderklinik. Was treibt Sie und Ihr Team an? Ich denke, in erster Linie treiben wir uns gegenseitig an. Ich freue mich nach wie vor jeden Tag auf mein Team, wenn ich zur Arbeit gehe. Wir arbeiten gerne mit- und füreinander und wir haben Spaß an und bei der Arbeit. Aber auch bei schlimmen Erlebnissen können wir uns egenseitig im Team auffangen und unterstützen. Wir lernen jeden Tag dazu, die Notfallmedizin ist dynamisch, es gibt stetig spannende Neuerungen. Ebenso freuen wir uns, unser Wissen weiterzugeben, eine gute Lehre liegt uns am Herzen. Das Vertrauen, das uns tagtäglich von den Patienten, aber auch vom Unternehmen zuteilwird, wissen wir sehr zu schätzen. Gerade im Zuge des Neubaus der Zentralen Notaufnahme war es bemerkenswert, wie viel in unsere Expertise vertraut wurde, wie wichtig unsere Meinung war. Auch das ist alles andere als selbstverständlich und motiviert uns, mit derselben Leidenschaft, Motivation, Konstruktivität und Freude weiterzumachen, die uns dorthin geführt hat, wo wir heute stehen.
NTZ+ Oberensingen | 15.05.2025 - 18:00
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