Weihnachtsgrüße

Winterlich kalt, mit Schnee und nur leicht kitschig

Louisa-Madeline Singer schickt ein herzliches „Joyeux Noël“ aus der Lichterstadt Montréal

Louisa-Madeline Singer macht sich keine Sorgen um weiße Weihnachten: Schnee liegt in Kanada schon genug.

Es ist nun schon mehr als drei Monate her, dass ich mein schönes kleines Dorf Altenriet verlassen und mich aufgemacht habe in die kulturelle Metropole und Millionenstadt Montréal. Ich bin aber nicht nur zum Vergnügen dort, sondern im Rahmen eines elf-monatigen Freiwilligendienstes, den ich an der École Rudolf Steiner de Montréal absolviere. Dort habe ich allerlei Aufgaben: Pausenaufsicht machen, den Sportunterricht begleiten, mit Kindergartengruppen in den Park gehen, den Hausmeister unterstützen, im Büro aushelfen sowie bei Festen und Veranstaltungen mithelfen. Meine Tätigkeiten sind sehr vielfältig, was ich sehr schätze, da ich so Einblick in alle möglichen Bereiche bekomme.

Denkt man an Weihnachten in Nordamerika, dann kommen einem sofort Bilder von kitschiger Dekoration und Melodien nerviger Weihnachtsliedern in den Sinn. Ich muss jedoch sagen, das trifft nur halb auf das eher an Europa orientierte, multikulturelle Montréal zu.

Natürlich gibt es schon seit Anfang November kitschige Weihnachtsdeko zu kaufen und bunte Santas in den Schaufenstern, aber es hat auch schöne Weihnachtsmärkte und viele weihnachtliche Konzerte.

Richtig besinnlich wird es in der Stadt trotzdem nicht, auch wenn Montréal wirklich schön mit Lichtern dekoriert ist. Mal hängen weiße Schneeflocken, mal rote Kugeln in den Bäumen und an anderen Stellen sind wiederum Tannenbäume aus Lichterketten aufgestellt. Das ist besonders bei Schnee schön, um den ich mir ausnahmsweise mal keine Sorgen machen muss. Schon Mitte November hat es zum ersten Mal geschneit und die Temperaturen sind wirklich winterlich genug!

Weihnachten selber werde ich mit meiner Gastfamilie am Morgen des 25. Dezember feiern. Wir werden zu den Großeltern aufs Land fahren und dort die Weihnachtsfeiertage verbringen. In Québec ist es Brauch, nach der – inzwischen weniger besuchten – Mitternachtsmesse das Festmahl einzunehmen, das traditionell aus „Dinde“ (Truthahn) und „Tourtière“ (Schweinefleischpastete) sowie „Bûche de Noël“ (Weihnachtsbaumstamm) als Nachtisch besteht.

Ein traditionelles Weihnachtsgetränk ist außerdem „Caribou“ (Wein mit Wodka), das früher immer ausgeschenkt wurde, als die Dorfbewohner in der Vorweihnachtszeit von Haus zu Haus gezogen sind, um Geld und Essen für die Bedürftigen zu sammeln („la guignolée“) – ein Brauch, der heute noch gepflegt wird.

Am nächsten Morgen findet dann die Bescherung mit den Geschenken statt, die der Père Noël nachts unter den Baum gelegt hat. Über Weihnachten wird außerdem viel Besuch kommen, worauf ich schon sehr gespannt bin und anschließend werden wir die freien Tage genießen und die Ferien zum Skifahren nutzen.

Ich wünsche hiermit allen „Joyeux Noël et bonnes fêtes de fin d’année“ und drücke die Daumen für weiße Weihnachten.

Einen guten Rutsch ins neue Jahr und liebe Grüße an meine Familie und Freunde sowie alle, die mich kennen.

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