Weihnachtsgrüße

In Rockton gibt es an Heiligabend Saitenwürstle und Kartoffelsalat

Heike und Max Golter sowie die Söhne Christopher und Benjamin in Illinois freuen sich vor Weihnachten an den Traditionen aus den verschiedenen Ländern

Familie Golter feiert Weihnachten nach deutscher und amerikanischer Sitte.

Zwanzig Jahre ist es jetzt schon her, seit ich in die USA ausgewandert bin. In der Zeit habe ich viele Weihnachten hier, aber auch einige wieder in Deutschland verbracht. Ich heiße Heike Golter, geborene Plankenhorn, und lebe mit meinem Mann Max und den Söhnen Christopher (15) und Benjamin (13) in der Nähe von Chicago in Rockton, Illinois.

Die Sommer sind hier sehr heiß und die Winter sehr kalt. Vor allem letzten Winter hat es uns erwischt mit viel Schnee und bis zu 30 Grad Kälte. Man genießt den Kamin und macht sich einen Glühwein oder Tee und liest ein gutes Buch. Na ja, zur Arbeit muss man natürlich auch; der Alltag geht weiter trotz Kälte. Die Schule ist allerdings fünfmal wegen Kälte ausgefallen. Da haben sich unsere Söhne sehr darüber gefreut, obwohl sie gerne in die Schule gehen.

Unsere Weihnachten verbringen wir nach amerikanischer und deutscher Art. Die Adventszeit und die Vorbereitungen sind doch immer das Schönste daran. Adventskalender, Plätzchen backen, dekorieren und den richtigen Baum aussuchen. Und das ist nicht – wie so oft berichtet wird – ein Plastikbaum. Es gibt bei uns viele „Treefarmen“, die vom Weihnachtsgeschäft das ganze Jahr leben. Unseren beiden Söhnen macht es immer noch viel Spaß, den Weihnachtsbaum auszusuchen. Die beiden verkaufen auch jedes Jahr mit ihrer Pfadfindertruppe frisch geschlagene Bäume im Ort. Ein Anteil des Erlöses geht dann in ihre Kasse.

Den Weihnachtsbaum stellt man in den USA nach Thanksgiving, also Ende November, auf. Da wird auch im und ums Haus alles weihnachtlich dekoriert und die Lichterketten an den Häusern angebracht. Es gibt viele Adventsveranstaltungen und einen großen deutschen Weihnachtsmarkt in Chicago. Wir haben in unserem Dorf ein Wochenende mit Weihnachtsumzug, Konzerten und in den Geschäften werden weihnachtliche Spezialitäten angeboten. Mit so vielen Einwanderern aus verschiedenen Ländern findet man alle möglichen Weihnachtstraditionen und Schätze.

Der Amerikaner ist sehr gastfreundlich. Es geht keine Woche vorbei, in der man nicht zu einem Nachbarn eingeladen wird – egal ob Weihnachtsfeiern, Plätzchen austauschen oder einfach zum gemütlichen Beisammensein. Hat man Gäste aus Deutschland, dann gehen sie einfach mit und werden miteinbezogen. Als Schwabe fällt einem das am Anfang doch ein bisschen schwer _ uneingeladen und ohne Geschenk irgendwo aufzutauchen. In Amerika sieht man das nicht so eng.

Nach all dem Rummel vor Weihnachten machen wir es uns an Heiligabend zu viert zu Hause gemütlich. Zuerst geht es in den Weihnachtsgottesdienst, denn die Geburt Jesu ist es ja, warum wir Weihnachten feiern. Danach gibt es etwas Kleineres zu essen, wie Saitenwürstle und Kartoffelsalat. Das erinnert mich dann an meine Kindheit in Deutschland.

Danach ist dann Bescherung nach deutscher Art an Heiligabend. Bei zwei Teenagern im Haus werden die Wünsche immer kleiner in der Größe, aber dafür größer im Preis. Da sie doch nicht mehr so an den Weihnachtsmann glauben, verstehen sie dann auch, wenn Großeltern und Eltern zusammenlegen. Aber die Päckchen von Oma und Opa aus Deutschland sind jedes Jahr ein Hit – vor allem die süßen Überraschungen.

Der Amerikaner macht seine Geschenke erst am Morgen des 25. Dezember auf. Die Nacht davor kommt Santa Claus durch den Kamin und füllt die Strümpfe und legt die Geschenke unter den Baum. Für die Kinder, die nicht so brav waren, gibt es Kohle. Der erste Weihnachtsfeiertag wird dann mit der Familie verbracht und es gibt ein großes Essen. Die Kinder spielen mit ihren Geschenken und als Erwachsener freut man sich, dass alle zufrieden und gesund sind. Einen zweiten Feiertag gibt es nicht in den USA. Am 26. Dezember haben die meisten Geschäfte wieder offen.

Unsere Söhne haben zwei Wochen Winterferien und auch wir haben Urlaub. Obwohl man gern dem Winter entfliehen und in den Süden reisen will, bleiben wir im Land. Wir fahren gerne Ski und da braucht man den Schnee und die Kälte dazu.

Wir denken in diesen Tagen natürlich auch an die Lieben daheim in Deutschland. Wir haben ja viele von euch diesen Sommer gesehen. War wieder schön im Schwabenländle. Es verändert sich zwar vieles Jahr für Jahr und nicht immer zum Positiven. Aber ich komme immer wieder gerne nach Nürtingen, um meine Eltern, Familie und Freunde zu sehen. Euch alle möchten wir hiermit herzlich grüßen. Meinen Eltern wünschen wir besonders viel Gesundheit und wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen.

Merry Christmas and a happy new Year

Max, Christopher, Benjamin und Heike Golter

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