Leserbriefe

Demonstrationen auf deutschen Straßen

Helmut Weber, Aichtal-Neuenhaus. Zum Kommentar „Unerträglich“ vom 9. Oktober. Wenn ein Kommentar in der Nürtinger Zeitung von „unerträglich“ spricht, im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen von Kurden und Salafisten auf deutschen Straßen, vertritt der Verfasser mit dieser Steigerungsform (zu aufgewerteten Anlässen) die Absage an das Straßenrecht für Migranten bezüglich Meinungsäußerung – schon gar nicht zu Themen, die Deutschland, besser Deutsche nicht tangieren sollten.

Migranten sind aber nicht sofort aus einem Stück deutsch (lange nicht), in der Regel mit einer anderen Kopf-und-Bauch-Vergangenheit und Angehörigen in anderen Ländern befrachtet. Es gibt also Deutsche, die herkunftsbedingt, über den Rand dieser Republik hinaus, sich in Verantwortung sehen müssen und durch Tod und Not ihrer Familien und Freunden auch emotional erfasst werden – besonders, wenn für jeden Menschen, den einfache Gradlinigkeit greift, das aktuelle Taktieren auf den politischen Zuschauerbühnen menschenverachtend, ja pervers erscheinen muss.

Es wird bei Kundgebungen immer Aufheizer oder auch nur hilflose Aggressivität geben, die Initiativen, Akteuren, vielleicht auch Ordnungshütern schaden, was aber durchaus kein Grund ist, gleich ein Menetekel an die demokratisch bewehrte Wand zu werfen – was „fremde“ Gedankenaustragung auf unseren Straßen anrichten kann oder noch könnte.

Eigentlich ist unser eigener Straßengang für etwas Wichtiges (außer Einnahmen) recht verkümmert, es gibt auch kein gemeinschaftliches Auswurfbedürfnis vor Menschen, wie Salafisten, die in der Gehirnmasse eines IS ihr Überzeugungsbad nehmen – wir sind ja zivilisiert und auch nicht in Bayern.

Die Gefahr globaler Aktivitäten im Namen des Islam kann nicht geleugnet werden. Ein Potenzial aus Armen und selbst Entrechteten – zweckdienlich geführt – hat die Dynamik von Kreuzzügen entdeckt und der Durchschnittsextremist ist sich dabei sicher selten einer kriminellen Handlung bewusst. Erinnern wir uns der erfolgreichen Blutspur einer Christianisierung dieser Welt. Leider gibt es die Strafinseln ohne Wiederkehr aus der Vergangenheit unserer Zivilisation nicht mehr.

Ein Alcatraz oder Chateau d’If für unbelehrbare Gotteskrieger wäre heute nur eine Gefahrenkonzentration – es gilt also die vertretbare Gegenwehr mit unserer Überzeugung an Ort und Stelle und für Staaten der volle Einsatz, der herausgefordert wird.

Zur Startseite