Leserbriefe

Russische Märchen

Gunther Keller, Wendlingen. Zu den Leserbriefen „Aktien der Waffenfirmen steigen“ und „Einen Beitrag zum Frieden leisten“ vom 17. April.

Mit obiger Überschrift des Leserbriefs ist auch schon der einzig zutreffende Sachverhalt benannt, den Mayer zum Ukrainekrieg anführt. Weiter spricht er von anhaltender „Kriegseuphorie“, welche die Medien betrieben. Wie die Juden vor dem Zweiten Weltkrieg als Feinde herhalten mussten, sei es jetzt Russland, das die Welt bedrohe. Als Beleg für die angebliche Kriegshetze führt er an, dass kein Sprecher von Krieg rede, sondern immer von „Angriffskrieg“, obwohl die USA und Großbritannien einen Friedensschluss zwischen der Ukraine und Russland „aktiv unterbunden“ hätten. Hier wird rekurriert auf die in linken Medien kolportierte sogenannte Johnson-Legende von der Sabotage des Friedens durch den Westen im April 2022, die klar dem russischen Narrativ folgt, Putin sei zu umfassenden Zugeständnissen (angeblicher kompletter Abzug von ukrainischem Territorium) bereit gewesen. Nur die Intervention des Westens habe den ausgehandelten Friedensschluss verhindert. Leider tauchen solche eindeutig der Desinformationspolitik Russlands zuzuordnende Legenden immer wieder in den Medien auf. Wer es genau wissen möchte, sei auf den ausführlichen Beitrag von Paul Schäfer, Aprilausgabe 2023 in „Blätter für deutsche und internationale Politik“ zu eben dieser Johnson-Legende verwiesen. Am Ende seiner Auslassungen beklagt Mayer auch noch die Demontage des Friedenskanzlers Gerhard Schröder wegen seiner Rolle gegen den Irakkrieg, allerdings wird nicht erwähnt, wie sich Schröder seither als Gazprom-Manager und bester Freund vom „lupenreinen Demokraten Putin“ präsentiert.

Ins gleiche Horn bläst P. Främke, wenn er Verteidigungsminister Pistorius‘ Formulierung „Deutschland müsse kriegstüchtig“ werden als Beleg anführt für eine Abkehr Deutschlands von Friedenspolitik und der Hinwendung zur Kriegsvorbereitung der NATO gegen „den angeblich aggressiven Feind Russland“ und dessen „Sicherheitsinteressen“. Beide Debattenbeiträge sollen das Narrativ von Russland als friedliebendem Staat stützen. Offenbar verfangen bei einigen Putins propagandistische Nebelkerzen.

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