Licht der Hoffnung

Porzellan-Lieferung mit dem E-Bike

Licht der Hoffnung: Der Diakonieladen hat eines der sechs Projekte angemeldet, die in dieser Saison unterstützt werden

Christof Epple (rechts) schlüpft hier in die Rolle eines Kunden, der einen Karton voll Geschirr einkaufen möchte. Die Ware könnten die Diakonieladen-Mitarbeiter ab dem Frühjahr mit einem Lastenfahrrad zu den Kunden nach Hause transportieren, wenn über „Licht der Hoffnung“ genug Spendengelder dafür zusammen kommen. Foto: lcs

Es sind nur noch gut zwei Wochen bis zum Weihnachtsfest. Kein Wunder, dass die 27. Weihnachtsaktion unserer Zeitung auf Hochtouren läuft. Mehr als 27 000 Euro sind bisher an Spenden eingegangen, die im Februar auf sechs Projekte verteilt werden. Auf grünes Licht für eine Anschaffung hofft unter anderem der Diakonieladen.

NÜRTINGEN. Der Nürtinger Diakonieladen im ehemaligen BayWa-Gebäude an der Plochinger Straße 61 wird gut besucht. Pro Tag kommen nach den Schätzungen von Ladenleiter Christof Epple 50 bis 70 Menschen vorbei, die Gebrauchtwaren spenden, und rund 150 zahlende Kunden, die im Laden einkaufen. Die Kunden verfügen im Normalfall über kein prall gefülltes Bankkonto und daher meistens auch über kein eigenes Auto. Daher ist es im Diakonieladen häufig ein Thema, wie die gerade erworbenen Dinge überhaupt nach Hause transportiert werden können, vor allem wenn es sich um Möbel oder Geschirr handelt. Seit einigen Jahren stehen dem Diakonieladen zwar schon zwei Kleintransporter zur Verfügung – ein Transit und ein Sprinter. Die sind allerdings zum einen vorrangig für den Transport von großen und schweren Möbeln gedacht und nicht von Geschirrkisten. Zum anderen können die Fahrzeuge nur von den Diakonieladen-Mitarbeitern gesteuert werden, die auch einen Führerschein besitzen. „Und das ist bei den Angestellten hier nicht selbstverständlich“, erklärt Christof Epple.

Daher ist der Weihnachtswunsch des Leiters für den Diakonieladen ein E-Bike mit Anhänger. Wenn dann im kommenden Frühjahr zum Beispiel eine ältere Dame ein Kaffeeservice kauft, könne ihr das ein Mitarbeiter direkt mit dem Lastenfahrrad nach Hause liefern. „Das geht dann auch viel schneller als mit den Kleintransportern, die rund um die Uhr zum Möbel abholen im Einsatz sind.“ Zudem möchte Christof Epple mit dem Fahrrad auch ein Zeichen setzen, dass nicht immer Benzin oder Dieselkraftstoff in die Atmosphäre ausgestoßen werden muss. „Der Elektromobilität gehört die Zukunft“, sagt er. Das E-Bike seiner Wahl mitsamt Anhänger hat sich Epple bereits bei der Fahrradmesse in Friedrichshafen ausgesucht und ist es dort auch Probe gefahren. „Die neuen E-Bikes sind nicht mehr so schwer, sodass sie von jedem unserer Mitarbeiter gelenkt werden können.“

Derzeit sind im Diakonieladen drei festangestellte Mitarbeiter, darunter Christof Epple, eine FSJlerin, eine Auszubildende aus dem Iran, 15 ehrenamtliche Mitarbeiter und zehn über das Jobcenter vermittelte Teilzeitarbeitskräfte tätig. Sie sorgen dafür, dass der Laden montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr sowie freitags und samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet werden kann. Einkaufen darf in dem Laden jeder. „Keiner muss einen Ausweis vorzeigen und niemand braucht ein schlechtes Gewissen zu haben“, sagt Christof Epple. Zwar ist die Ware für Menschen ohne oder mit geringem Einkommen gedacht. „Aber es ist schwer zu definieren, wer wirklich arm oder bedürftig ist. Auch im Mittelstand gibt es Eltern, die ihren Kindern nicht die Klassenfahrt bezahlen können.“

Der Ladenleiter ist den Bürgern dankbar, die ihre gebrauchten Waren kostenlos der Diakonie zur Verfügung stellen. „Ohne die würde gar nichts gehen.“ Er bittet gleichwohl um Verständnis dafür, dass der Diakonieladen nicht alles annehmen könne. „Wenn jemand anruft, dass er eine Couch abzugeben hat, dann fahren wir hin und schauen sie an. Wir nehmen die Ware aber nur mit, wenn sie noch gut ist. Denn unsere Kunden wollen auch vom Aussehen her noch ordentliche Sachen und nichts Verschlissenes.“ Zudem habe der Diakonieladen bei seiner Ausstellungsfläche auch nicht immer den nötigen Platz für große Möbel übrig.

„Mir ist hier auch die Atmosphäre besonders wichtig“, sagt Epple. „Alles muss sauber sein, damit sich die Bedürftigen wohlfühlen und das Gefühl haben, in einem professionellen Laden zu sein.“ Und über welche Warenspenden freut sich der Diakonieladen-Chef am meisten? „Mein Wunsch wäre, dass sich die Männer mehr neue Hosen und Schuhe kaufen. Sie sollten ihre Kleider nicht so lange tragen, bis sie kaputt sind, sondern rechtzeitig abgeben“, so Christof Epple. Denn seit dem Zuzug der Flüchtlinge gebe es im Diakonieladen stets zu wenig Männerhosen, Männerjacken und Männerschuhe im Angebot.

Das zur evangelischen Kirche gehörende Hilfswerk gibt es bereits seit dem Jahr 1976 in Nürtingen. Vor zehn Jahren ist der Diakonieladen an seinen jetzigen Standort in der Plochinger Straße, nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt, umgezogen. Für immer kann die Einrichtung dort aber wohl nicht bleiben. „Wenn das Gebäude im Zuge des Projektes Bahnstadt-Ost umgewandelt wird, braucht der Diakonieladen wieder einen neuen Platz“, stellt Epple fest und hofft, dass die Einrichtung dann nicht „an den Rand der Stadt gedrängt“ wird.

Für unsere Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ habe sich die Diakonische Bezirksstelle in den vergangenen Jahren bereits mit mehreren Projekten beworben, erinnert sich Christof Epple. So sei vor einigen Jahren auch der Kleintransporter mit Spendengeldern der Zeitungsleser mit finanziert worden. „Ich halte das für eine tolle Sache. Vor allem die Verbindung Spende und Kultur finde ich pfiffig.“ Beim ersten der insgesamt sechs Konzertabende im November in Oberboihingen haben sich die Mitarbeiter des Diakonieladens bereits beim Aufbau und Abbau in der Halle engagiert. „Da waren wir den ganzen Tag von morgens um 9 Uhr bis abends um 23 Uhr präsent“, erinnert er sich.

Am Sonntag gibt es in Nürtingen „Whisky and Music“

An diesem Sonntag um 18 Uhr steht der dritte Termin des Festivals der Hoffnung auf dem Programm. Dann wird in der Rudolf-Steiner-Schule in Nürtingen, Am Lerchenberg 60, der Schweizer Tenor Andreas Winkler zusammen mit den drei Spitzenmusikern Michael Winkler (Gitarre), Nina Ulli (Geige) und dem Iren Brendan Wade (Dudelsack, Whistles, Gitarre, Trommel und Gesang) bei „Whisky and Music“ bekannte Melodien aus Schottland und Irland spielen und auch über verschiedene Whiskysorten sprechen. In der Pause und nach dem Konzert wird auf Wunsch auch zum Preis von drei Euro Whisky ausgeschenkt.

Bereits am Sonntag um 15 Uhr geht am Rathausplatz in Neckartailfingen wieder das vom Sängerbund organisierte Adventssingen über die Bühne. Der gesamte Erlös geht dabei zu Gunsten unserer Aktion. Die Chöre wollen dabei zwei Projekte unterstützen: die neuen Küchengeräte für das evangelische Ferienlager der Nürtinger Versöhnungskirche und den neuen Bus für die Behinderten-Förderung Linsenhofen.

Das letzte Konzert der „Licht der Hoffnung“-Reihe in diesem Jahr steigt dann am Montag, 18. Dezember, um 20 Uhr im Treffpunkt Stadtmitte Wendlingen. Dann tritt die schwäbische Formation „Berta Epple“ mit ihrem Weihnachtsprogramm auf.

Alle Veranstaltungen und die Projekte finden Sie auf unserer Übersichtsseite zu Licht der Hoffnung.

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