Licht der Hoffnung

Flower Power verwelkt eben nicht

Die Gents im Nürtinger Schlachthof: Die große Zeit des Beat lebte einmal mehr auf

Draußen herrschte klirrende Kälte – doch so tief können die Temperaturen offensichtlich gar nicht sinken, als dass die Fans der Gents nicht ins Schwitzen kämen. Auf jeden Fall war die Stimmung bei der Kult-Party zugunsten unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ am Vorabend des Dreikönigstags im Schlachthofbräu einmal mehr grandios.

NÜRTINGEN. Offenkundig hatte der Wintereinbruch einige Fans abgehalten, sich gen Nürtingen aufzumachen. Doch das focht die, die da waren, nicht an: Sie stürzten sich in den Taumel der großen Hits ihrer Jugend, den die da oben auf der Bühne entfachten, und es war einfach phänomenal, wie Band und Fans noch um Mitternacht Gas geben konnten und es bei „Johnny B. Goode“, „Born to be wild“ oder „Radar Love“ auch zu spätester Stunde kein Halten mehr gab.

Was vielleicht auch daran lag, dass die Stehblues-Quote zuvor im Vergleich zu den Vorjahren erhöht worden war. Dieser Tanz, der in Fachkreisen als einer der schwierigsten überhaupt gilt, ermöglicht es einem ja auch, neue Kräfte für den Endspurt zu sammeln.

Alle gaben ihr Bestes an diesem schlichtweg tollen Abend: Rainer Botzenhardt war an der „Hemmad-Orgel“ ein sicherer Rückhalt, nicht nur bei Hits wie „Spicks and Specks“ von den Bee Gees. Rudi Bayer tobte sich sowohl mit seiner Stimme als auch mit seiner Gitarre so richtig aus und hielt die Stimmung am Kochen. Gitarrenprofessor Harald Seeger ließ einen immer wieder nur ungläubig über das staunen, was er mit seinem Instrument zu zelebrieren versteht – ganz gleich, ob es nun um High Speed wie bei „Greensleeves“ oder Langsames wie „Hey Joe“.

Band und Fans gleichermaßen in Hochform: Die Kult-Party zugunsten unserer Aktion „Licht der Hoffnung“ im Nürtinger Schlachthofbräu war einmal mehr grandios. jg/Fotos: Jüptner

Waldemar Janicki, der Magier am Schlagzeug, wollte mit seinem Kult-Solo beim im Original eher unscheinbaren Tremeloes-Liedchens „Here comes my baby“ gar nicht mehr aufhören (und die Fans ihn gar nicht mehr aufhören lassen). Und Wolfgang „Bongo“ Arnold am Bass konnte man einmal mehr als Kristallisationspunkt all dessen erleben, was die Gents seit nun mehr als 50 Jahren ausmacht. Und sein Kristall leuchtete vorgestern wie eh und je: von innen heraus.

Einmal mehr Klasse der Titel-Mix, mit dem die Gents den Saal wie eh und je zum Kochen brachten: Wohl dosierte Kult-Songs wie „Hey Jude“, jede Menge Hits aus der zweiten Reihe (wie „Gimme, gimme good lovin’“), von den Legenden des Beat eher wenig Gespieltes und auch Überraschendes. Wie heuer die deutschsprachigen Farbtupfer: Hubert von Goiserns „Weit, weit weg“ oder Marius Müller Westernhagens Hymne „Freiheit“, die als letztes Stück zelebriert wurden.

Dann gingen alle nach Hause. Erschöpft, aber glücklich. Flower Power verwelkt eben nicht. So kalt es draußen auch sein mag.

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