Licht der Hoffnung

Für eine Zukunft der Waisen in Ecuador

Licht der Hoffnung: Der Nürtinger Initiativkreis El Laurel der Katholischen Kirche möchte Kindern den Schulbesuch ermöglichen

Der Schulbesuch kostet in Ecuador Geld, das in vielen Familien fehlt. Der Nürtinger Initiativkreis El Laurel möchte hier gerne helfen. pm

Es sind wieder sechs verschiedene Projekte, die in dieser 28. Saison der Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ von den Spendengeldern unterstützt werden sollen: vier regionale und zwei internationale. Der bei der Katholischen Kirche in Nürtingen angesiedelte Initiativkreis El Laurel möchte möglichst vielen Waisenkindern in Ecuador den Schulbesuch ermöglichen.

NÜRTINGEN. Den Initiativkreis El Laurel gibt es schon seit fast 20 Jahren innerhalb der Katholischen Kirchengemeinde St. Johannes in Nürtingen. In dieser Zeit ist in der Gemeinde El Laurel und den 31 umliegenden Dörfern, die sich etwa anderthalb Fahrstunden nördlich der Großstadt Guayaquil in Ecuador befinden, schon einiges bewegt worden. Dafür hat vor allem der in Stuttgart geborene Pfarrer Lothar Zagst gesorgt, der bis zu seinem Tod im Jahr 2016 rund 30 Jahre lang vor Ort lebte. Seine Aufgaben in El Laurel hat inzwischen Mirjam Rast übernommen, eine Schweizerin, die auch schon seit Beginn der 90er-Jahre im südamerikanischen Ecuador lebt.

Einer der Schwerpunkte der derzeitigen Arbeit in El Laurel ist die Betreuung und Schulbildung von Kindern, Waisen und Halbwaisen, die im Waisenhaus Casa Keller leben sowie von Kindern aus mittellosen und zerrütteten Familien in El Laurel und Umgebung. Die Kosten für die Unterbringung und Betreuung der im Waisenhaus lebenden Kinder sowie für den Schulbesuch und die anschließende weitere Ausbildung muss die von Lothar Zagst einst gegründete Stiftung „Fundacion Hermano Miguel“ übernehmen. Das Schulgeld für Kinder aus mittellosen Familien geht ebenfalls zu Lasten der Stiftung, die daher auf Spenden angewiesen ist.

Die unterstützten Kinder besuchen die Don Bosco Schule, die ebenfalls zur Stiftung gehört. Derzeit werden dort 215 Kinder unterrichtet. Pro Kind beträgt das Schulgeld monatlich 44 Dollar. Aktuell wird der Schulbesuch von 46 Kinder aus mittellosen Familien und 32 Kinder aus dem Waisenhaus von der Stiftung finanziert.

Die Nürtingerin Erna Hammer, die zusammen mit dem ehemaligen Stadtrat Erhard Baier zu den Gründungsmitgliedern des Initiativkreises El Laurel zählt, weiß indes zu berichten: „Es gibt in den Dörfern viele mittellose Familien, die nur ihr ältestes Kind in die Schule schicken und die jüngeren nicht.“ Mit Spendengeldern durch „Licht der Hoffnung“ könnte somit noch weiteren Kindern der Schulbesuch ermöglicht werden. Zudem gebe es „Härtefälle“; Kinder, die ohne Spenden nicht auf Dauer finanziert werden könnten. Erna Hammer erklärt: „Eine umfassende und gute Schulbildung ist die einzige Möglichkeit, den Kindern einen Start in eine Zukunft ohne Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit zu ermöglichen.“

In Ecuador liegt das Durchschnittsalter bei 26 Jahren

Pfarrer Lothar Zagst hat in den vergangenen Jahren in El Laurel indes nicht nur für den Aufbau von Waisenhaus, Kindergarten und Schule gesorgt. Es entstanden vor Ort auch Werkstätten für die Ausbildung verschiedener Berufszweige wie Mechaniker, Elektriker, Friseurin, Hauswirtschafterin, Schreiner und Schweißer. Zudem gibt es seit einiger Zeit eine Klinik mit Labor und Apotheke sowie eine Reismühle mit Lagerhalle. Dort werden für die Kleinbauern auch Schulungen für den Anbau landwirtschaftlicher Produkte angeboten. Die Unterstützung der Reisbauern war unter anderem auch durch eine Spende in Höhe von 36 500 Euro durch die Aktion „Licht der Hoffnung“ im Jahr 2007 möglich geworden. „Mit Hilfe der Nürtinger haben wir den Reisanbau in El Laurel wirklich revolutioniert“, hatte Zagst einmal bei einem seiner Besuche in der Hölderlinstadt gesagt.

Der Schwerpunkt müsse jedoch aktuell auf die Bildung gesetzt werden, sagt Erna Hammer und verweist darauf, dass in Ecuador 30 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahren ist und das Durchschnittsalter bei 26 Jahren liegt. „Bei uns ist das Durchschnittsalter 46 Jahre.“

Regelmäßig schaut einer der derzeit acht Aktiven des Nürtinger Initiativkreises in El Laurel vorbei. Erhard Baier gibt immer mal wieder Schweißkurse im Bildungszentrum. Erna Hammer war im Jahr 2013 vor Ort. Zum Initiativkreis war die Nürtingerin gekommen, nachdem ihre Tochter direkt nach deren Abitur für mehrere Monate in Ecuador beim Projekt mitgearbeitet hatte. Heute macht sich Erna Hammer Sorgen um den Klimawandel: „Viele arbeiten im Reisanbau und sind von der Witterung abhängig.“ Zuletzt sei die Regenzeit kürzer ausgefallen als sonst. „Wenn der Niederschlag zu gering ist, können die Felder nicht bestellt werden.“

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