Leserbriefe

Überhört Herr Grabitz kritische Stimmen?

Kai Hansen, Nürtingen. Zum Artikel „EU droht Milliardenklage wegen Pflanzenschutzmittels“ vom 11. November. Der Journalist Markus Grabitz gewährt dem weltgrößten Glyphosat-Hersteller Monsanto auf Seite eins der Wochenendausgabe der Nürtinger Zeitung eine prominente Bühne und betreibt zudem deren Spiel, indem er Furcht verbreitet vor „unabsehbaren finanziellen Folgen“, wenn die Zulassung des Unkrautvernichters nicht verlängert wird. Es reicht offenbar nicht, dass deutsche Behörden kritische Stimmen von Ärzteschaften und unabhängigen Wissenschaftlern geflissentlich unter den Tisch kehren. Wäre es nicht Aufgabe einer vierten Gewalt, zumindest auch jene Auswirkungen anzuführen, welche diejenigen erleiden, die durch das Mittel zu Schaden kommen? Gelten „unabsehbare finanzielle Schäden“ denn mehr als das sich dramatisch verbreiternde Artensterben, mehr als der Nachweis von Glyphosat in nahezu jedem Lebensmittel, ja in unseren Blutbahnen?

Im EU-Recht ist verankert, das Chemikalien, die als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft werden, nicht oder nur eingeschränkt zur Anwendung kommen dürfen. Glyphosat ist das meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel der Welt und ein sogenanntes „Totalherbizid“. Es tötet jede Pflanze, die nicht gentechnisch so verändert wurde. Das unter dem Markennamen „Roundup“ von Monsanto bekannte Glyphosat trägt maßgeblich zum Artensterben in der Agrarlandschaft bei. Monsanto spricht von „Unbedenklichkeit bei maßvollem Einsatz“. Der ist aber nicht gegeben und wird nicht überprüft. Mit dramatischen Folgen für die Naturgrundlage unseres Lebens.

Bekannt wurde, dass die Gutachten der EU-Kommission für die Verlängerung der Zulassung in zentralen Textpassagen direkt von Monsanto abgeschrieben wurde. Die Grundlage für die Entscheidung der EU-Kommission ist eindeutig von Industrie-Interessen geprägt. Dass Monsanto ganze Heere von Wissenschaftlern gekauft hat, das pfeifen die Spatzen von den Dächern. Auf wen oder was hört der Journalist Markus Grabitz, dem die kritischen Stimmen nicht, wie es seine Profession verlangt, der Rede wert sind?

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