Leserbriefe

Sonntagsreden helfen nicht

Peter Schwarz, Frickenhausen-Tischardt. Zum Artikel „Land fördert Baumschnitt auf Streuobstwiesen“ vom 26. August. Kaum ein Tag vergeht mehr, ohne dass man etwas zum Thema Streuobstwiesen liest. Das Thema ist in aller Munde. Das ist natürlich begrüßenswert. Einen wahren Dschungel gibt es mittlerweile an Konzepten und Förderprogrammen. Viele davon gut, schon weniger davon tatsächlich längerfristig erfolgreich. Die von Bonde präsentierte neue Streuobstkonzeption des Landes ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Am wahren Kern des Problems geht aber auch sie vorbei. Konterkariert wird die Erfolgsmeldung nämlich pikanterweise zeitgleich durch die schockierenden Tagespreise, die heuer für Mostobst bezahlt werden. 3,50 Euro pro Doppelzentner sind nichts anderes mehr als eine bodenlose Frechheit.

Der Weg hin zu einer nachhaltigen Streuobstwiesennutzung kann aber nur über die Preisschraube erfolgen. Und dabei geht es schon lange nicht um Profit, sondern lediglich um eine faire Entlohnung für harte Arbeit, die von den Besitzern der Kleinparzellen seit Jahrzehnten mit Liebe und Enthusiasmus geleistet wird. Und wenn diese Leistung nicht annähernd fair bezahlt wird, dann hilft nur Eigeninitiative: Dumpingzahler konsequent meiden, selbst mosten beziehungsweise mosten lassen. Bei Überproduktion stattdessen über die Eigenvermarktung des Endproduktes (und über Alternativprodukte) nachdenken. Da führt freilich der gemeinsame Schulterschluss zum Erfolg.

Der Kreis Böblingen ist mit einem landkreisweiten, professionell organisierten Aufpreisprojekt vorangegangen und sehr erfolgreich damit. Wann ziehen die Nachbarkreise, zum Beispiel der Kreis Esslingen, endlich nach? Die Entwicklung kann nur ins Positive gekehrt werden, wenn bestehende Kreisläufe des Absatzmarktes durchbrochen und durch neue, innovative und regionale ersetzt werden. Nur so wird es gelingen, abseits von Sonntagsreden unsere einzigartige Kulturlandschaft zu erhalten. Ohne Wertschöpfung keine Zukunft. Alleine auf diesem Weg bleiben die Streuobstwiesen, was sie immer waren: Eine zwar extensiv genutzte, aber dennoch ganz klar landwirtschaftliche Nutzfläche! Wer dieselben Interessen hat und aktiv werden will, kann sich gerne bei mir melden.

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