Leserbriefe

Schon vergessen? Das ist keine Alternative

Andreas Melcher, Frickenhausen. Zum Leserbrief „Postfaktisch und die Arbeit der Presse“ vom 14. Januar. Niemand muss sich wundern, dass der Begriff „postfaktisch“ mit „Lügenzeit“ gleichgesetzt wird. Genauso ist das nämlich von der Gesellschaft für Deutsche Sprache gemeint. Wer damit ein Problem hat, sollte doch lieber selber einige Fakten nennen, bevor er nebulös „die Presse“ – die Redaktion der Nürtinger Zeitung dankt es Herrn Deutscher bestimmt, dass er das „L-Wort“ weggelassen hat – irgendwelcher unklaren „Kategorisierungen“ und „Abstempelungen“ beschuldigt.

Es ist einfach kein Argument, andere Ansichten als „schlimm“ zu bezeichnen, ohne eine auch nur ansatzweise Alternative zu kennen. Eine „Alternative für Deutschland“ soll das also sein? Na dann viel Spaß damit! Für Herrn Deutscher: die Welt ist nun einmal so. Ob sie mir gefällt oder nicht! Eine Alternative ist höchstens, diese Welt zu verlassen. Im besten Fall kommentarlos.

In diesem Zusammenhang möchte ich einmal zum Ausdruck bringen, was ich von Zeitgenossen halte, die auf ihren – mit Verlaub – Wohlstandshintern sitzen, die nicht einmal wissen, wie gut es ihnen geht, und die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als gegen Minderheiten und Schwächere zu hetzen. Nämlich nichts. Was aus einem Land (nebst Volk und Nation und „wasweißichwas“) wird, in dem solche Kandidaten zu bestimmen haben, sollte man gerade in Deutschland wissen.

Aber 70 bis 80 Jahre sind ja eine lange Zeit. Da kann das schon mal jemand vergessen. Deswegen gibt es jetzt auch wieder Mitmenschen, die nach dem starken Führer rufen. Mit der „Begründung“, dass sie jetzt nichts zu sagen haben. Aha. Und wenn der starke Führer dann da ist, wird sich das also ändern? Na ja, man muss nur einfach dran glauben. Aber wenn sich dieser Glaube nicht sofort erfüllt, nützt es auch nichts, dicke Tränen zu vergießen. Denn schon der Führer hat damals gesagt: ein deutscher Mann weint nicht!

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