Leserbriefe

Schlechter Verlierer

Lothar Roß, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Warum die Menschheit genveränderten Mais braucht“ vom 12. Juli. Das Klagelied des Herrn Schier könnte einem das Herz erweichen, wenn man ihn nicht besser kennen würde. 14 Jahre lang beglückte er die Region Nürtingen mit seinen Freilandversuchen, egal, was die betroffenen Menschen davon hielten. Vor vier Wochen, bei einer CDU-Veranstaltung über Gentechnik in Nürtingen, beschimpfte er noch die Presse, die ihre „Macht“ missbrauche, um seiner Forschung zu schaden. Jetzt plötzlich versucht er, dieselbe Presse zu benutzen, um der Fachhochschule Nürtingen, seinem Arbeitgeber, öffentlich in den Rücken zu fallen, weil sie ihm (aus vernünftigem Grund) sein Lieblingsspielzeug Gentechnik weggenommen hat. Nun sucht er die Unterstützung der Öffentlichkeit, deren Meinung ihn all die Jahre nicht interessiert hat.

Nachdem selbst die BASF inzwischen erklärt, das Welthungerproblem sei mit Gentechnik nicht zu lösen, und es mittlerweile Statistiken aus den USA gibt, die beweisen, dass die Erträge bei Genpflanzen geringer sind, fällt auch Herrn Schier nicht mehr viel ein, warum die Welt angeblich GVO-Pflanzen brauchen soll.

Da kommt er wieder mit der seit Jahren versprochenen Trockenresistenz. Mit den unterschiedlichen Klimaten auf dieser Erde kommen die einheimischen, angepassten und weiterentwickelten Sorten allemal besser zurecht als hochgezüchtete Einheitssorten. Warum muss auch noch im letzten Trockengebiet der wasserschluckende Mais wachsen? Um noch mehr Tierfutter für uns zu produzieren, in Ländern, in denen die Menschen nichts zu essen haben, oder um unsere Autos mit „Biosprit“ zu versorgen? In Brasilien wird Zuckerrohr angebaut und muss künstlich bewässert werden: Um daraus einen Liter Agrosprit zu erzeugen, sind bis zu 3500 Liter Wasser nötig und die Bevölkerung leidet unter Wassermangel. Die Entwicklungsländer müssen Nahrungsmittel für ihre Menschen erzeugen, statt Tierfutter und Sprit für uns; und dazu brauchen sie bestimmt keine Gentechnik.

Wenn die Gentechnik überhaupt einen „Vorteil“ bietet (von den Risiken ganz zu schweigen), ist es ein etwas geringerer Aufwand bei der Feldbearbeitung, mit anderen Worten: die Vernichtung von Arbeitsplätzen. Deshalb also braucht die Menschheit genveränderten Mais?

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