Leserbriefe

Säumige Zahler und das Patriarchat

Gabriele C. Kapp, Unterensingen. Zum Leserbrief „Gut und Böse: Das hat Methode“ vom 15. August. „Kann mir jemand auf die Sprünge helfen?“, fragt Herr Schewe zum Thema Führerscheinentzug für säumige Väter. Klar doch – kein Problem! Obwohl ich ja ganz Herrn Schwewes Meinung bin, kein Führerscheinentzug für säumige Väter, gibt es doch schon genug Gewalt gegen Frauen nach der Trennung. Jeden vierten Tag eine Frauenleiche durch den Ex! Und das ist nur die direkte Gewalt! Und, nicht 80 bis 90 Prozent der Väter zahlen Unterhalt pünktlich und ausreichend. Nein, nicht mal 50 Prozent sind da zuverlässig. Und die Statistik weist nur tatsächlich gerichtlich beschlossenen Unterhalt aus!

Und die Frage sei erlaubt: Wie viele „gemeinsame“ Kinder würden bei den Müttern leben, wenn Väter sie gebären würden? Aha! Man bedenke auch, dass diese Umgangs-Unterhaltsgesetze von Männern beschlossen wurden, anteilige Frauen fehlen ja immer noch in der Legislative. Und dies in allen Gremien.

Wir haben also ein Unterhalts- und Umgangsgesetz, das nicht mal zur Hälfte funktioniert. Deshalb schlage ich vor, dass wir es so gestalten, wie Väter es in der gleichen Lage für sich auch wollten. Also eine Säkularisierung von Sexualität und wirtschaftlicher Abhängigkeit – wie bei Kirche und Staat. Jedem Kind unabhängig vom Verhalten des Miterzeugers ein angemessener Unterhalt – für alle Kinder gleich. Das erfolgreiche Jungsteinzeitmodell.

Und schließlich die Behauptung, negativ gesetzte Wörter wie Dieb, Mörder seien nur männlich konnotiert. Fakt ist, die gesamte deutsche Sprache ist (noch) eine Männersprache (L. Pusch). Sie ist komplett im generischen Maskulinum. Völlig sinnfrei, denn da wir alle von Frauen maßgeblich generiert werden, ist das generische Femininum angebracht. Frau ist es gewöhnt, in jedem Text zu überlegen, bin ich mitgemeint? Bei „Bürger“ eher ja, „Vergewaltiger“ eher nicht, da schaffen Frauen auch die Quote nicht. Bei Schlampe, Tusse, Nutte und dem V-Wort sind wir als Frauen aber sicher gemeint. Und wenn der Wunsch, zuverlässig Unterhalt zahlende Mütter zu erleben, ernst gemeint ist – vielleicht sogar in der Kombi Entfremdung –, kenne ich einige Beispiele.

Fazit: Trotz weniger Rechten sind Mütter deutlich resilienter, das Patriarchat mit Patrilinearität taugt nicht mal für die Väter. Deshalb schlage ich vor, dass wir es abschaffen, am besten gleich heute. Ist doch einfach!

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