Leserbriefe

Pfarrplan 2024 geht in die falsche Richtung

Willi Mistele, NT-Raidwangen. Der Pfarrplan 2024 kommt nicht überraschend. Überraschend ist jedoch das kürzlich präsentierte Ergebnis, das mich fast sprachlos macht und mit großer Sorge erfüllt. Als Außenstehender hat man den Eindruck, dass sehr lange hinter verschlossenen Türen geplant und beraten wurde, um die von oben angeordnete Reform umzusetzen. Den Betroffenen wurde das Ergebnis zu einem sehr späten Zeitpunkt präsentiert. Auch in Kirchenkreisen wird immer wieder betont, dass man bei Problemen miteinander reden muss, die Betroffenen sollen zu Beteiligten werden. Dies trifft aber offensichtlich nicht für den Pfarrplan 2024 zu. Die Betroffenen haben zwar noch die Möglichkeit, bis Jahresende ihre Stellungnahme zu dieser Reform abzugeben.

Ich hätte mir gewünscht, dass die Entscheider eine Woche lang unseren Pfarrer bei seiner täglichen Arbeit begleitet hätten, um dann eine praxisorientierte Entscheidung zu treffen. Ich bin mir sicher, dass dies für unseren Ort eine andere Entscheidung zur Folge gehabt hätte als im Pfarrplan 2024 vorgesehen. Nach diesem Plan soll die bestehende Pfarrstelle in Raidwangen um 50 Prozent gekürzt werden. Liest man in der begleitenden Broschüre „Zusammenwachsen“ so wird erklärt, dass viele Pfarrer in den nächsten Jahren in Rente gehen werden und dass nicht genügend Nachwuchspfarrer zur Verfügung stehen. Diesem Phänomen hätte man bereits vor Jahren mit einer entsprechender Personalpolitik entgegenwirken können. Ferner wird auch der demografische Wandel angesprochen, der auch zu weniger Einnahmen führt.

Ja, die Gesellschaft wird älter und es werden in Zukunft noch mehr seelsorgerische Gespräche mit älteren Personen notwendig werden. Wie soll dies geschehen, wenn Pfarrstellen abgebaut werden? Das Ehrenamt wird diese Tätigkeiten nicht abdecken können. Da ich die Ausgaben, die Einnahmen sowie das Vermögen der Evangelischen Landeskirche nicht kenne, kann ich den finanziellen Aspekt nicht bewerten. Aus langjähriger Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass Einsparungen an der Basis mittelfristig und langfristig so gut wie nie zu dem erhofften Erfolg geführt haben. Wie beim Hausbau darf an dem Fundament, an der Basis, nicht gespart werden. Auch an der Basis der Evangelischen Landeskirche, den Pfarrern vor Ort, darf nicht gespart werden, sondern man muss sie mit allem versorgen, was sie benötigen. Erst wenn diese Basis aufgebaut ist und ständig gepflegt wird, kann man überlegen, was man sich in der Hierarchie nach oben noch alles leisten kann.

Sollte der Pfarrplan 2024 so umgesetzt werden wie angekündigt, ist das für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Noch habe ich die Hoffnung, dass die Entscheider dies erkennen und ihre getroffenen Entscheidungen zurücknehmen.

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