Leserbriefe

Krieg trifft Menschen unverschuldet

Hellmut Kuby, Nürtingen. Zum Artikel „Stationen eines Kriegsgefangenen“, vom 9. September. Als gleichaltriger Überlebender des Zweiten Weltkriegs hat mich der Bericht von Reinhard Ischinger „Stationen eines Kriegsgefangenen sehr erschüttert. Sein tragisches Schicksal und die Verzweiflung seiner Familie sind mal wieder ein abschreckendes Beispiel für den – wie ich meine – heute oft leichtfertig gebrauchten Begriff Krieg, der angeblich in dieser oder jener Situation wohl nicht zu vermeiden sei.

Hoffentlich lesen viele Menschen diese Berichte. Sie sind ein Versuch den Nachgeborenen etwas von der Grausamkeit jedes Krieges zu vermitteln. Auch davon, dass sich Kriegsschicksale krass voneinander unterscheiden: Von unermesslichem Unglück über Noch-einmal-davon-gekommen bis es-war-eine-tolle-Zeit. Eben das ist Krieg – er trifft die Menschen unverschuldet ganz verschieden. Eine ausgleichende Gerechtigkeit gibt es nicht.

Das Schicksal meiner Familie im Gegensatz zur Familie Ischinger belegt das: Wir, mein Vater (geboren 1891), der den ganzen Ersten und Zweiten Weltkrieg mitgemacht hat, und wir vier Brüder, die alle im Kriegseinsatz waren, haben diesen Krieg überlebt.

Als Konsequenz darauf, tue, beziehungsweise unterstütze ich alles, was zur Abschaffung des Krieges beiträgt. Wer zum Krieg bereit ist in der Hoffnung, es werde für einen selbst schon nicht so schlimm kommen, wird dies – wenn es zu spät ist – als bittere Illusion erleben.

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