Leserbriefe

Kein Wort von der Arm-Reich-Schere

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Artikel „Spannend wie ein Krimi“ vom 18. November. Beim 14. Tag der Finanzen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt gab es im prall gefüllten Saal des K3N einen wirklich spannenden Vortrag des Finanzexperten Dirk Müller. Überzeugend wurde dargestellt, welch starken Einfluss die Mächte wie Russland, China und vor allem die USA mit ihrem Hegemonie-Anspruch ausüben. Vasallenstaaten wie Deutschland sind nur Schein-Demokratien, die von dem allmächtigen US-Imperium benutzt werden, um eine Verständigung mit Russland und die Entstehung einer dann wirtschaftlichen Großmacht zu verhindern. Seit 1997 ist diese Doktrin unverblümt nachzulesen in dem von Dirk Müller empfohlenen Buch „Die einzige Weltmacht“ von Zbigniew Brzezinski, dem polnisch-US-amerikanischen Sicherheits-Berater von mehreren US-Präsidenten.

Nach diesen interessanten weltpolitischen Betrachtungen entwickelte der redegewandte ehemalige Börsenhändler Müller dann die Konzepte der Geldvermehrung für Menschen, die es sich leisten können, noch reicher zu werden. Die sogenannte Bankenkrise 2008 hat dieses Erfolgsmodell wenig gestört und Profit-Giganten wie Apple und Co. wurden von Börsen-Müller als Vorbilder herausgestellt. Zukunft bedeutet für Müller das ungehemmte Wachstum der Produktion von selbstfahrenden Elektroautos in Roboter-Fabriken. Erwähnt wurde immerhin, dass dann noch weniger Arbeit für Menschen da ist, die sich leistungslose Einkommen nicht leisten können, weil sie auf der falschen Seite der immer weiter auseinanderklaffenden Arm-Reich-Schere vegetieren müssen.

Mehr wurde am „Tag der Finanzen“ nicht gesprochen von den drängenden Problemen der anderen Millionen Menschen allein in Deutschland, die nicht in den „Panama- und Paradise-Papers“ erwähnt werden, weil sie nicht einmal in Würde leben können und dürfen. Ein Hohn für all diese Menschen war deshalb das Schlussbild des Vortrags, welches eine Stunde lang über den Teilnehmern der folgenden Podiumsdiskussion schwebte: Eine fruchtbare grüne Gebirgslandschaft mit der frohen Botschaft im Advent an die reiche Minderheit: „Es ging uns noch nie so gut“. Na also.

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