Leserbriefe

Im Tierschutz gibt es zweierlei Maß

Lydia Hofstadt, Erkenbrechtsweiler. Zum Artikel „Stuttgarter Stadträte fordern Zirkus ohne Wildtiere“ vom 9. August. Es ist erstaunlich, wie sehr sich der Gemeinderat in Stuttgart um das Wohlergehen der Zirkustiere und in Zoos lebender Wildtiere sorgt, wogegen eben diese Herrschaften, wie auch die sogenannten Tierschützer, sich einen Dreck um die Kühe-/Schweine-/Geflügel-Massentierhaltung scheren. Diese Tiere leiden um ein Vielfaches mehr als Zirkustiere. Ich bin überzeugt, dass keiner von denen sich fragt, wenn ein Schnitzel oder Steak oder ein knusprig gebratenes Göckele auf seinem Teller liegt, wie dieses Tier gelebt hat und welchem Martyrium es ausgesetzt war. Diese Tiere sehen oft kein Tageslicht, haben kaum Platz zum Liegen, die Hühner dürfen nie im Sand scharren und baden, was eigentlich zu ihrem Wohlbefinden gehört. Glauben diese Leute , dass ein Pferd beim Vielseitigkeitsreiten oder im Parcours aus purer Freude über die Hindernisse springt? Das ist auch Dressur wie bei den Tieren im Zirkus, nur hat eben der Pferdesport eine andere Lobby. Warum wird so offensichtlich mit zweierlei Maß gemessen? Das gleiche Dilemma ist in der Schweinehaltung zu beobachten. Schwänzchen und Hoden werden ohne Betäubung abgeschnitten, wie im „WDR-Magazin“ gezeigt. Das Schreien der Tiere hat mich tagelang verfolgt und ich hätte mir gewünscht, dass diese Herren, die zu so etwas fähig sind, die gleiche Prozedur erleiden müssten. Dagegen ist bei Hunden das Schwanz- und Ohrencoupieren schon lange verboten. Die Tiere in Zoos oder beim Zirkus stehen in der Öffentlichkeit und werden schon von daher gut behandelt und gehalten, während man die Tiere in der Massentierhaltung nur in manchen Fernsehsendungen zu sehr später Stunde und nur heimlich gefilmt zu sehen bekommt. Für sie kämpfen weder die Politik noch die ach so guten Tierschützer.

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