Leserbriefe

Herr Schier und Monsanto

Dietmar Parchow, Unterensingen. Zum Artikel „Warum die Menschheit genveränderten Mais braucht“ vom 12. Juli. Professor Dr. Schier behauptet, dass die grüne Gentechnik sich global durchsetzen werde. Zur Thematik genveränderter Pflanzen wurde vor einigen Monaten bei Arte der Film gezeigt: „Monsanto, mit Gift und Genen“. Dieser Dokumentarfilm wurde 2007 von der Regisseurin Marie Monique Robin (Frankreich) fertiggestellt. Sie recherchiert seit zirka 20 Jahren in der ganzen Welt zum Thema Gentechnik in der Landwirtschaft. Da Herr Schier durch Forschungsaufträge mit der Firma Monsanto zusammengearbeitet hat, sind einige Anmerkungen nötig. Die Firma Monsanto Chemical Works aus USA vermarktet heute zirka 90 Prozent der gentechnisch veränderten Organismen in der Welt. Gentechnik war nötig, um zum Beispiel das patentierte Sojasaatgut von Monsanto gegen das Unkrautvertilgungsmittel Roundup von Monsanto immun zu machen. Über die negativen Auswirkungen des Mittels Roundup äußerte sich Herr Schier meines Wissens bisher nicht. Was geschieht bei den intensiven Monokulturen mit dem Grundwasser, den Landarbeitern, die von Sprühflugzeugen eingenebelt werden, und mit den unbeteiligten Anwohnern von Supersojamonokulturen in Südamerika?

Monsanto hat Erfahrung mit Herbiziden. Im Vietnamkrieg hatte die Firma einen großen Markt mit dem Entlaubungsmittel Agent Orange. Massenhafte Missbildungen bei Neugeborenen und Krankheiten bei US-Kriegsveteranen waren die Folge; die rechtlichen Auseinandersetzungen laufen heute noch. Mittlerweile wurde das Mittel Agent Orange als chemischer Kampfstoff klassifiziert. Die Frage der Ethik bei Wissenschaftlern ist zu stellen oder betrachtet Herr Schier die Geschäftsphilosophie der Firma Monsanto nur unter dem Gesichtspunkt des Marktvolumens? Interessant ist daher die Frage, ob Großkonzerne wie Monsanto tatsächlich ein Interesse an der Beseitigung von Ernährungsproblemen haben oder nur ihren Gewinn maximieren wollen?

In der Zeitschrift Welternährung, herausgegeben von der Deutschen Welthungerhilfe, Ausgabe 2. Quartal 2008, wird eine Agrarwende in den Entwicklungsländern gefordert. Nahrungsmittelhilfe muss so gestaltet sein, „. . .dass sie nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe letztlich in eine nachhaltige Selbstversorgung mündet“. Dies ist genau das Gegenteil von der Marktpolitik eines Konzerns wie Monsanto, welcher langfristig die Landwirte nur an seine Produkte binden will. Nachdem sich Herr Schier nach seinen Aussagen jahrelang von Gegnern seiner Forschung diffamieren lassen musste, wäre meiner Meinung nach eine Veranstaltung mit ihm über die gegen Monsanto erhobenen Vorwürfe in Nürtingen sinnvoll.

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