Leserbriefe

Fluchtweg im neuen Bahnhof ist Nadelöhr

Gisela Glaser, Neckartenzlingen. Zum Artikel „Die Feuerwehr kommt erst mal nicht“ vom 29. März. Es ist nicht zu fassen, was da für Stuttgart 21 geplant und vom Eisenbahn-Bundesamt genehmigt worden ist: Die Fluchtwege dürfen stellenweise weniger als 1,20 Meter breit sein. Zitat: „Grund für die schmalen Wege sind bauliche Zwangspunkte.“ Das heißt doch im Klartext: Weil bei der Planung des „bestgeplanten Bahnhofs“ die zuständigen Menschen nicht an die Fluchtwege gedacht haben, müssen diese Engstellen jetzt hingenommen werden. Das muss man sich einmal vorstellen: Da fliehen Hunderte von Menschen in Panik vor einem Feuer in diesem unterirdischen Bahnhof und müssen sich dann durch ein Nadelöhr von weniger als 1,20 Meter Breite quetschen.

Damit ist aber der Wahnsinn noch nicht zu Ende: Bei der Fluchtsimulation gehen die Fachleute davon aus, dass die Reisenden bei ihrer Flucht kein Gepäck bei sich haben. Wie realistisch ist das denn? Wenn es dennoch so sein wird, wo wird das Gepäck bleiben? Auf dem Bahnsteig? Dann wird die Flucht noch zum Hindernislauf! Der Wahnsinn geht immer noch weiter: Die Aufzüge sollen auch bei einem Brand weiterbetrieben werden, damit Menschen, die in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind, sich auf die darüberliegenden Ebenen retten können.

Das ist bemerkenswert, denn bei allen Aufzügen, mit denen ich je gefahren bin, ist es verboten, diese Aufzüge im Falle eines Brandes zu benützen. Das Sahnehäubchen auf diesem ganzen Wahnsinn ist, dass die Feuerwehr erst dann gerufen werden soll, wenn ein Brand eine gewisse Größe erreicht hat. Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen! Wer ist in diesem Fall das Eisenbahn-Bundesamt? Wie heißt der Mensch, der all das genehmigt hat? Kann er wirklich noch ruhig schlafen?

Anscheinend ist niemand willens und in der Lage, dieses supergeplante Milliardengrab namens Stuttgart 21 noch zu stoppen. Deshalb kann ich nur für mich beschließen, bei allen Reisen einen großen Bogen um diesen Bahnhof machen, wenn er denn je einmal in Betrieb sein wird.

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