Klaus Zenger, Nürtingen. 20 Prozent aller Hauptschüler in Baden-Württemberg können nicht richtig lesen und schreiben. Zirka 8000 Schüler verlassen jedes Jahr die Schulen ohne Abschluss und damit ohne Lebensperspektive. Die Abiturientenzahlen sinken. Die EU-Zielquote (85 Prozent eines Jahrganges) wird in Deutschland um zwölf Prozent unterschritten. Krampfhaft will Ministerpräsident Oettinger an dem Auslaufmodell Hauptschule festhalten, dessen Ende in Deutschland spätestens seit der rot-grünen Koalitionsvereinbarung in Hamburg eingeläutet ist. Die Hauptschüler von heute wissen, dass sie mit ihrer Ausbildung später wenig anfangen können – und so benehmen sie sich.
Das Klima an den Hauptschulen hat sich dramatisch verschlechtert. Nach einer aktuellen Untersuchung der Universitätsklinik Freiburg ist an diesen Schulen ein ordentlicher Unterricht kaum mehr möglich. 62 Prozent der Lehrer werden pro Jahr schwer beleidigt, 11,5 Prozent sogar bedroht. Verwirrt und mit Unverständnis verfolgt der Bürger das Stuttgarter Sommertheater zum Thema Schule. Da werden wohltönende Projekte wie eine „Bildungsoffensive“ angekündigt, die weder im Kabinett noch im Landtag verhandelt wurden. Aussagen des Regierungschefs werden vom CDU-Fraktionschef Mappus relativiert und dem Finanzminister Stächele ist die „Nullverschuldung“ wichtiger als Förderung von Bildungsmaßnahmen.
Es muss Schluss sein mit den Stuttgarter Chaostagen! Schluss damit, dass auf dem Rücken der Schüler Machtkämpfe innerhalb der CDU-Fraktion ausgetragen werden! Wir brauchen eine Schule für alle. Kein Kind ist überflüssig, jedes Kind hat Anspruch auf individuelle Förderung. Wir brauchen eine wohnortnahe Gemeinschaftsschule, zunächst bis Klasse 6, später bis Klasse 10. Auch die Wissenschaftler aus Freiburg empfehlen eine Ganztagsschule mit anregenden Angeboten, die jedem Schüler die Möglichkeit geben, seine Stärken zu entdecken und zu entfalten. 313 000 Kinder in Baden-Württemberg gelten als arm oder von Armut bedroht. Die Partei „Die Linke“ fordert einen Landesschulfonds, um den Kindern ein kostenloses Schulessen zu finanzieren und Übernahme der Fahrt- und Lernmittelkosten und weiterer Kosten für Zusatzunterricht und Aktivitäten (zum Beispiel Klassenfahrten), die soziale Kompetenzen fördern. Derartige Maßnahmen (und nicht „härtere“ Kriminalstrafen) verringern auch ein Abgleiten von Jugendlichen in die Kriminalität. Zirka 120 Euro pro Tag kostet ein Haftplatz in einer baden-württembergischen Jugendstrafanstalt. Dieses Geld wäre in einem Landesschulfonds sicher besser angelegt!
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Es tut sich nichts bei der Verteidigungsfähigkeit
Fritz Matthäus, Nürtingen.
Seit Februar 2022 gibt es, nach dem zuvor langjährig verdeckten, nun offenen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und, nicht immer nur verdeckt, auch auf Deutschland und andere westliche Staaten. Seitdem sind die ...
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
Zu viele Krankenkassen
Eberhard Schmid, Aichtal-Grötzingen. Zum Artikel „Krankenversicherung: Warken rechnet mit höheren Beiträgen“ vom 8. Juli.
Wie wäre es denn, wenn man einfach weniger Krankenkassen hätte? 94 Krankenkassen mit den entsprechenden Wasserköpfen sind ...