Leserbriefe

Der Wels als Sündenbock

Herbert Knauer, Wendlingen. Zum Leserbrief „Die Hobby-Fischer sind an allem schuld“ vom 25. Februar. Es ist wieder Märchenstunde mit Herrn Jakob. Als Nabu-Vorsitzender der Ortsgruppe Aichtal-Neckartenzlingen müsste er es ja besser wissen. Aber er fühlt sich nur über dem Wasserspiegel zuständig beziehungsweise hat unter Wasser keine Ahnung.

Der Wels ist also der Sündenbock an dem erbärmlichen Zustand des Neckars, nicht der Kormoran – weil die Fischer diesen gebietsfremden Fisch überall aussetzen. Dumm nur, dass auch dort, wo nachweislich keine Welse vorkommen, die Fischbestände dramatisch zurückgehen. Welse, die alles wegfressen, gehören in das Reich der Sagen und Mythen.

Der Wels ist ein Allesfresser und beschränkt sich normalerweise auf die Fischwelt. Größere Welse sind auch Kannibalen, die ihre Artgenossen fressen. Dass sich die Welse, aber auch Hechte an den jungen Wasservögeln vergreifen, ist bei dem Fischrückgang verständlich.

Die staatliche Fischereiforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg hat den Wachstumsquotienten der Welse veröffentlicht. Für ein Kilo Zuwachs sind fünf bis sechs Kilo Futter notwendig. Ein kapitaler Wels mit zwei Metern Länge wiegt etwa 50 Kilo und ist etwa 20 Jahre alt. Somit hat dieser Wels 300 Kilo Futter in 20 Jahren verbraucht. Das sind am Tag ganze 41 Gramm. Wahrlich keine Fressmaschine. Ein Kormoran mit drei Kilo benötigt am Tag 500 Gramm Vogelfutter.

Weiterhin hat die Fischereiforschungsstelle den Wels als heimisch eingestuft. Vorkommen gibt es schon lange im Oberrhein und im südlichen Oberrhein. Aufzeichnungen im Raum Straßburg gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Von der Donau und sämtlichen Zuflüssen ganz zu schweigen.

So verteidigt der Nabu seine Kormorane mit Tarnen und Täuschen. Weiteres Beispiel gefällig? Der Fischerverein Wendlingen zählte Anfang Dezember 2009 etwa 300 Stück. Der Nabu widersprach und zählte im Januar 2010 148 Stück. Doch zu diesem Zeitpunkt waren die umliegenden Seen zugefroren und Kormorane abgewandert.

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