Leserbriefe

Das Märchen vom Froschkönig

Gabriele C. Kapp, Unterensingen. Zum Artikel „Kinder sind bei Löwe Leo willkommen“ vom 15. März. Während immer mehr Männer und Frauen im März für ein faires Miteinander am internationalen Frauentag am 8. März und am Equal Pay Day am 21. März weltweit eintreten, treibt die Herrschaftsideologie aus allen Ecken weiter die Verblödung unserer Kinder voran. Am 15. März wurde der Bericht über das Gütesiegel für qualifizierte Kinderurlaube in Baden-Württemberg „Löwe Leo Lustig“ mit Bildern veröffentlicht. Da können sich Mädchen in einem Märchenpfad als Prinzessinnen verkleiden und allen Ernstes einen Frosch küssen. Das veröffentliche Foto ist wirklich in seiner Unverfrorenheit beeindruckend. Du liebe Zeit – geht’s noch?

Könnten die Veranstalter wenigstens vorher das Märchen lesen! Ein Froschkönig bringt einer Prinzessin den verlorenen goldenen Ball zurück und nötigt sie dafür, dass er ihr Eigentum zurückgibt, zu lebenslanger Bereitschaft. Der patriarchale Vater-König (eine Mutter und Königin gibt’s erst gar nicht) stutzt den unverschämten Frosch nicht etwa zurecht, sondern zwingt die eigene Tochter auch noch, die Nötigung zu erfüllen. Erst in ihrem eigenen Machtraum, ihrem Schlafgemach, erlöst sie den unglücklich verzauberten Frosch durch einen mit gerechtem Zorn ausgeführten kräftigen Wurf an die Wand! Wann also dürfen Mädchen im Märchenpfad unverschämte Frösche an die Wand knallen, um sie von ihrem Größenwahn zu erlösen?

Lieber Veranstalter und Berichterstatter: Das mit dem Kuss war bei Dornröschen von einem Prinzen reinen Herzens. Deshalb hat es funktioniert! Immerhin ist die Geschichte mit dem Froschkönig eines der besten Beispiele, um zu veranschaulichen, was Ideologie mit Menschenhirnen machen kann.

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