Weihnachtsgrüße

Unter Palmen wird ein Sand-Weihnachtsmann gebaut

Nadine Wolf verbringt einen großen Teil ihrer Zeit in Australien als Au-pair – In Sydney verbringt sie Weihnachten mit einem Plastikbaum

Nadine Wolf freut sich schon, ihrer Schwester, die sie über die Feiertage besucht, ihre Heimat auf Zeit zu zeigen.

Ich bin ehrlich, das Schreiben hat noch nie wirklich zu meinen Stärken gehört, also erwartet nicht zu viel. Ich werde aber trotzdem mein Bestes versuchen. Zuerst einmal zu mir und wo ich denn bin. Ich heiße Nadine, bin 19 Jahre alt und verbringe gerade den zweiten Monat meiner achtmonatigen Reise nach Abschluss meines Abiturs in Australien, genauer gesagt in Sydney. Hier werde ich die nächste Zeit bei einer wundervollen Familie als Au-pair verbringen. Ich habe einen siebenjährigen Jungen, mit dem immer viel auf dem Programm steht und mit dem es mir mit Sicherheit nie langweilig werden wird. Die Arbeit macht mir persönlich zum allergrößten Teil Spaß, da ich nicht wirklich als Angestellte behandelt werde, sondern in das Familienleben integriert werde. Das finde ich sehr schön und hilft mir nebenbei auch, mich besser einzuleben. Es war für mich schon immer ein Traum, den über tausende Meilen entfernten Kontinent in all seinen Facetten kennenzulernen. Und jetzt bin ich hier. Ich habe auch sehr viel Zeit, den Kontinent besser kennenzulernen und zu erkunden. Was manche nicht denken, wenn der Begriff Au-pair fällt. An den Wochenenden kann man wunderbar kurze Ausflüge an verschiedene Strände machen und gleichzeitig aber auch schöne Städte anschauen oder einfach nur in einen der vielen Parks in der Sonne entspannen. Auf was ich mich jetzt schon freue, sind meine bevorstehenden Reisen. Die erste Reise wird zusammen mit zwei anderen Mädels mit dem Auto in Richtung Melbourne führen. Diese Tour nennt man auch die „Great Ocean Road“, vielleicht kennt sie der ein oder andere. Auch die Hauptstadt Canberra wird auf dieser Tour genauer unter die Lupe genommen.

Dazu muss ich aber sagen, dass diese Reise schon der Vergangenheit angehören wird, wenn ihr diesen Artikel lesen werdet. Am meisten freue ich mich aber jetzt schon auf meine zweite Reise, obwohl ich mich mit dieser noch etwas gedulden muss. Im April habe ich nämlich das Glück, über mehrere Wochen von meinem Freund besucht zu werden. Gemeinsam mit ihm wird die traumhafte Ostküste hoch nach Brisbane bereist. Als Au-pair kann man eben doch mehr sehen als nur seine vier Wände im neuen Zuhause. Und wer weiß, vielleicht kommt die ein oder andere Tour noch dazu.

Unvorstellbar, wie viele Menschen vermutlich diesen Artikel zu Heiligabend lesen und nebenbei weiße, besinnliche Weihnachten feiern. Ich hingegen werde Weihnachten zwischen Palmen und Sonne mit einem Plastikbaum verbringen. Ein normaler, grüner, gut riechender Tannenbaum fällt dieses Jahr wohl für mich aus, da dieser in meiner Umgebung mit diesen heißen Temperaturen wohl einfach nicht überleben würde. Leider werde ich nicht ganz mitbekommen, wie die Leute hier Weihnachten verbringen, da meine Gastfamilie über die Weihnachtszeit in die Heimat nach Neuseeland fliegen wird. Was ich aber weiß ist, dass die Kinder ihre Geschenke nicht am 24. Dezember bekommen, sondern am 25. frühmorgens. Somit können wir uns in Deutschland echt glücklich schätzen, nicht noch einen Tag sehnlichst auf Santa warten zu müssen.

Auch in Australien steht Weihnachten ganz unter dem Motto „weiße Weihnachten“, nur etwas anders. Ein älterer Mann, der vor Jahren nach Australien ausgewandert ist, erzählte mir von seinen ersten Weihnachten auf dem heißen Kontinent. Er verbrachte seinen Heiligabend in einer schönen Stadt namens Manly am weißen Sandstrand. Was er dort sah, ist komplett fern von meinen Vorstellungen. Männer und Frauen, alte Leute und junge Leute, alle gemeinsam in der bunten Badehose „Jingle Bells“ singend. Unvorstellbar, oder? Doch das ist hier normal. Bei diesen für uns untypischen Temperaturen, bei 30˚ Grad im Schatten, wird anstelle eines Schneemanns ein „Sand-Weihnachtsmann“ gebaut. Während wir an den Weihnachtsfeiertagen all unsere Bekannten besuchen, fahren die Leute hier in den Sommerurlaub. Also mit dem Motto „weiße Weihnachten“ ist hier wohl folglich nicht der Schnee gemeint, sondern mehr der schöne weiße Sandstrand. Wer hier aber doch Weihnachten mit etwas kühleren Temperaturen erleben möchte, sollte sich in die bekannten „Blue Mountains“ begeben. Doch wie verbringe ich meine Weihnachten? Um ehrlich zu sein weiß ich es noch nicht genau. Ich weiß nur, dass, zu meiner Freude, meine Schwester zu Besuch kommen wird und wir sicherlich etwas Schönes unternehmen werden. Vielleicht zusammen kochen und anschließend schwimmend und Erfrischungsgetränke schlürfend vom Pool aus unseren Plastikbaum betrachten? Wir werden es sehen. Wenn ich gerade am Schreiben bin, merke ich erst, wie absurd diese Art Weihnachten zu feiern sich für mich anhört. Ich liebe unsere deutschen Weihnachten. Heiße Schokolade, Plätzchen, Weihnachtsmärkte, Schnee, in der Decke eingekuschelt vor dem Kamin sitzend und sich langsam mit Weihnachtsmusik auf den Heiligabend vorzubereiten und noch vieles mehr gehören für mich zu meinen typischen deutschen Weihnachten. Beziehungsweise zu meiner typischen Vorweihnachtszeit. Schon alleine die Adventstage lassen die Spannung auf Weihnachten um einiges steigen. Hier in Australien hingegen kommt in mir trotz mühseliger Dekoration keinerlei Weihnachtsstimmung auf. Das ist aber nicht schlimm, denn wie heißt es so schön, „immer mal wieder was Neues“, und ich bin auch echt gespannt, was mich alles erwarten wird! In diesem Sinne wünsche ich eine wunderschöne besinnliche Weihnachtszeit. Egal auf welche Art und Weise ihr die Weihnachten dieses Jahres verbringen werdet. Genießt die freien Tage mit euren Liebsten und schaltet zu dieser einmaligen Zeit im Jahr einfach mal ab.

Nadine Wolf fühlt sich wohl in ihrer australischen Familie.

Besonders grüßen möchte ich meine Familie und Freunde, die diese Weihnachten wohl oder übel ohne mich verbringen müssen. Auch Familie Gneiting möchte ich grüßen, durch die ich überhaupt von dieser tollen Idee erfuhr, aus aller Welt Grüße zu schicken.

Weihnachten ist doch auch die Zeit, um einfach mal danke zu sagen, oder? Wenn dem so ist, hätte ich ein paar Worte an meinen Freund: Ich wollte dir danke sagen. Danke dafür, dass du mich bei meiner großen Reise auf der anderen Seite der Welt so sehr unterstützt, wo du nur kannst, ausnahmslos immer für mich da bist, egal zu welcher Uhrzeit, und mich motivierst weiterzumachen, wenn ich mal Heimweh habe. Dass du dich für mich trotz Flugangst 24 Stunden über 16 000 Kilometer in den Flieger setzt. Ich weiß das zu schätzen. Danke!

Nadine Wolf

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