Licht der Hoffnung

Musik und Comedy in perfekter Einheit

Licht der Hoffnung: Die fränkische Formation Gankino Circus begeistert beim Abschluss des Festivals knapp 300 Zuschauer

Ralf Wieland und Simon Schorndanner (oben) führen die Entspannungsübung „Fränkischer Flieger“ vor. Foto: Holzwarth

Die mittelfränkische Formation Gankino Circus hat am Sonntagabend in Frickenhausen für einen krönenden Abschluss der 27. Saison des Festivals der Hoffnung gesorgt. Nur selten gelingt es Künstlern, Musik und Comedy zu einer solch perfekten Einheit zusammenzubringen. Die knapp 300 Zuschauer hatten zweieinhalb Stunden lang viel zu lachen und staunen.

FRICKENHAUSEN. „Wir hatten bereits fünf wunderschöne Veranstaltungen“, sagte Anneliese Lieb, Redaktionsleiterin der Nürtinger/Wendlinger Zeitung, in ihrer Begrüßungsrede. In Frickenhausen habe es zuletzt aber stets noch „außergewöhnliche Sachen zum Abschluss“ des Festivals der Hoffnung gegeben. Wie alle anderen Zuschauer, darunter Bürgermeister Simon Blessing und die Vorstände des Sponsors VR Bank Hohenneuffen-Teck, sollte sie die Festhalle im Erich-Scherer-Zentrum knapp drei Stunden später alles andere als enttäuscht verlassen. Denn die vier Männer aus dem westmittelfränkischen 5500-Einwohner-Ort Dietenhofen sorgten von der ersten Minute an mit einem ganz besonderen Programm für beste Stimmung.

Schon bei ihrem Auftaktlied beweisen Ralf Wieland (Gitarre), Maximilian Eder (Akkordeon), Simon Schorndanner (Klarinette und Saxofon) und Johannes Sens (Schlagzeug, Trompete und Glockenspiel), was sie musikalisch drauf haben. Das Tempo und die Lautstärke der Musik wechseln schon während eines Titels ebenso häufig wie der Stil. Balkanklänge werden durch Alpensound abgelöst – Hauptsache es klingt immer ein bisschen Volksmusik durch. Denn die vier Franken haben es sich auf die Fahnen geschrieben, Musik aus ihrer Heimat sowie aus der Heimat anderer Menschen zu spielen, deren Länder sie bereits bereist haben, darunter die Ukraine, Serbien, Kasachstan, Kirgistan, Armenien, Georgien, Italien und Frankreich. Heraus kommt ein ganz neuer bunter Stilmix, der jetzt schon weit über Mittelfranken hinaus Kultstatus erreicht hat.

Die vier Männer bringen aber nicht nur bemerkenswerte Musik, sondern auch eine riesige Portion Humor in fränkischem Zungenschlag mit. So erzählen sie von ihrer traumhaften Jugendzeit in Dietenhofen, die sie hauptsächlich im Gasthaus „Zur Heiligen Gans“ verbracht haben. „Im Alter zwischen 14 und 29 Jahren haben wir das Wirtshaus nur im absoluten Notfall verlassen.“

Lindenstraße, Vivaldi und Atemlos im bulgarischen Elf-Achtel-Takt

Kein Wunder, denn dort gab es schon mit dem Wirt mit dem Spitznamen „Weizen-Charly“ eine illustre Persönlichkeit, über den die vier Männer einige Geschichten zu erzählen wissen. Aber auch Florian Silbereisen haben sie bereits in der „Heiligen Gans“ getroffen, wo der Schlagerstar eine Kur verbringen wollte. Ihm empfahlen die Dietenhofener zur Entspannung den „Fränkischen Flieger“. Ralf Wieland und Simon Schorndanner führten die Figur gleich auf der Bühne vor, bei der eine Person in die Schwerelosigkeit gelangt und sich „frei wie ein Vogel“ fühlen kann. In der Luft liegend spielte Schorndanner mit der Klarinette auch noch „Horch was kommt von draußen rein“. Spätestens an dieser Stelle wurde klar, warum die Band „Circus“ in ihren Namen aufgenommen hat.

Was Gankino ist, erklärte Ralf Wieland einige Titel später: ein bulgarischer Volkstanz im Elf-Achtel-Takt. „Wir finden, im Gankino-Stil hört sich fast jedes Lied besser an als im Original.“ Den Beweis tritt die Band direkt mit einem Ratespiel mit dem Publikum nach dem Prinzip „Erkennen Sie die Melodie?“ an. Sie spielen die Gankino-Versionen der Lindenstraßen-Titelmusik, des Zillertaler Hochzeitsmarschs, Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ und Helene Fischers „Atemlos“.

Äußerst beeindruckend ist allerdings auch die Umsetzung des Rates des griechischen Wirtes Wasilis Kostas, kurz Was Kostas. Laut der Erzählung von Ralf Wieland hatte dieser behauptet, dass man griechische Musik nur mit einer Bohrmaschine spielen kann. Statt mit seinen Fingern malträtiert Wieland die Gitarrensaiten prompt tatsächlich mit einer Bohrmaschine und spielt auf diese Weise einen veritablen „Sirtaki“.

Generell präsentiert sich Ralf Wieland mit seinen Gitarren als sehr wandlungsfähig. Zunächst spielt er sehr filigran und sanft, dann mit der Bohrmaschine und später als echter Rock ’n’ Roller mit E-Gitarre. Simon Schorndanner wiederum fungiert bei der Rock-Einlage als Sänger und Stimmungsmacher, der das gesamte Publikum zum Aufstehen und im Rhythmus mittanzen motiviert. Später bringt er die Zuschauer noch als tanzender Herpel, eine Kreuzung aus Henne und Erpel, zum Lachen.

Bei der ersten Zugabe legt Schlagzeuger Johannes Sens noch einmal ein Wahnsinnstempo vor, hat dabei aber sichtlich großen Spaß. Als zweite Zugabe gibt es eine hörenswerte Instrumentalversion von „Kein schöner Land“, bei der Maximilian Eder wieder brilliert.

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