Licht der Hoffnung

Italienische Songs und trockener Humor

Licht der Hoffnung: Beim Konzert des Liedermachers Giorgio Conte avanciert eine Zuschauerin zum heimlichen Star des Abends

Gefühlvolle italienische Chansons: Giorgio Conte im Udeon in Unterensingen (links mit Barti Bertolio am Akkordeon). Foto: Jüptner

Einen entspannenden und unerwartet auch lustigen Abend haben am Dreikönigstag knapp 200 Zuschauer bei der fünften Veranstaltung des 27. Festivals der Hoffnung erlebt. In Unterensingen hat der italienische Liedermacher Giorgio Conte mit seinen Songs zweieinhalb Stunden lang Urlaubsstimmung verbreitet. Dank einer Zuschauerin kam auch der Humor nicht zu kurz.

UNTERENSINGEN. Nachdem Giorgio Conte (Gesang und Gitarre) und seine drei Mitmusiker Alessandro Nidi (Keyboards), Alberto Parone (Schlagzeug und Vocal Bass) und Bati Bertolio (Akkordeon) vier Stücke gespielt hatten, bekam der musikalische Abend im Udeon eine unerwartete Wendung. Denn auf einmal fragte Conte, der seine Ansagen stets auf Italienisch machte, was im Saal kaum einer verstand, ob unter den Zuschauern eine Person seiner Muttersprache mächtig ist. Die gebürtige Italienerin Romina Ferrini, die aber schon sehr lange im Schwabenland lebt, meldete sich – und wurde fortan zur Attraktion des Abends.

Sie übersetzte nicht nur Contes Ansagen ins Schwäbische, sondern machte sich dabei mitunter auch auf eine angenehme respektlose Art über den Künstler lustig, sodass das Publikum in Unterensingen viel zu lachen hatte. Giorgio Conte erzählte ausschweifend davon, wie er ein Lied komponiert hatte, das er jedoch nicht im Studio aufnehmen durfte, weil es der Melodie des Titels „I’m singing in the rain“ zu ähnlich war. Er war jedoch davon überzeugt, dass sein Lied ganz anders sei. Nach dem langen Gerede des Musikers und ihrer minutenlangen Übersetzung meinte Romina Ferrini trocken zu dem Sänger: „Jetzt wird’s Zeit, dass Sie endlich wieder ebbes singet!“

Zwei Themen, über die er gerne singe, seien das Essen und „die armen Männer, die von Frauen verlassen wurden“, erklärte Giorgio Conte etwas später. Zunächst werde er Lieder zum Thema Essen spielen. Er selbst habe schon manche Diät gemacht und dabei riskiert zu sterben. „Italienische Dramatik“, kommentierte Romina Ferrini die Aussage. Als Conte vier Lieder später von einem älteren Mann erzählt, der einer schönen jungen Frau ein Lied widmet, mit der die Liebe jedoch keine Zukunft hat, entfährt es der Übersetzerin: „Das wird doch nicht er selbst sein!“ Das dazugehörige Stück „Gne gne“ gehört jedenfalls zu den bekannteren Titeln des jüngeren Bruders von Paolo Conte unter denen, die er selbst singt. Giorgio Conte hat sich ansonsten bereits einen Namen als Komponist für Adriano Celentano, Milva, Mia Martini, Mina, Francesco Baccini, aber auch Mireille Mathieu, Wilson Pickett und Paolo Conte gemacht.

Bei vielen Titeln kommt bei den Zuhörern Urlaubsstimmung auf

Giorgio Conte präsentiert sich in Unterensingen nicht nur als sympathischer Entertainer mit viel trockenem Humor, sondern auch als erstklassiger italienischer Musiker. Er beweist, dass er schwungvolle jazzige Rhythmen genauso gut drauf hat wie gefühlvolle, melancholische Titel und französische Chansons, darunter „Est ce que tu veux dancer?“. Bei vielen der ruhigen, gemütlichen und entspannenden Musikstücke kommt bei den Zuhörern Urlaubsstimmung und Fernweh auf, so wie beispielsweise bei „Una giornata al mare“.

Aber auch Contes Mitspieler sind grandios. So zeigt Schlagzeuger Alberto Parone im Laufe des Abends seine vielfältigen Talente nicht nur mit den verschiedensten Arten, die Trommeln zum Klingen zu bringen. Er steuert auch einen Einsatz als Beatboxer und mehrere Bass-Begleitungen mit seiner Stimme bei. Kurz vor Schluss des Konzertes legt er ein Solo hin, bei dem er nur mit Schlagzeug und Stimme den Beatles-Titel „Come together“ wie ein komplettes Werk erscheinen lässt.

Pianist Alessandro Nidi versteht sich auf die leisen genauso wie auf die lauten Töne. Er begleitet die melancholischen Titel sehr gefühlvoll, haut dann aber bei seinen Solos auch richtig ordentlich in die Tasten. Und Bati Bertolio sorgt mit seinem Akkordeon dafür, dass einige Titel erst so richtig schön traurig klingen. Dann jedoch spielt er im nächsten Stück zusammen mit Nidi vierhändig Klavier und die beiden haben dabei sichtlich großen Spaß. Bertolio beweist zudem zusammen mit Parone, dass man mit dem Klopfen auf den Oberschenkel prima die Schlagzeug-Begleitung ersetzen kann.

Von der bunten Mischung an diesem Konzertabend ist das Publikum im Udeon begeistert, unter dem sich auch Unterensingens Bürgermeister Sieghart Friz befindet. Die Zuschauer machen auch gerne mit, wenn sie unter anderem beim Lied über eine Liebesgeschichte eines Neapolitaners mit einer Frau aus der Ukraine den Refrain „da da da“ mitsingen sollen.

Wenn es nach den Gästen gegangen wäre, hätte das Giorgio Conte Quartett sicherlich gerne noch mehr als eine Zugabe spielen dürfen. Aber mit zweieinhalb Stunden ist das Konzert auch so nicht zu kurz geraten, das die Nürtinger Firma Zinco mit ihrer Spende ermöglicht hat.

In der Konzertpause haben die Verantwortlichen vom Nürtinger Projekt Favelafriends für Kurzweil gesorgt. Sie hatten einen informativen Stand im Foyer aufgebaut und schenkten Proben von Guarana aus, eines Getränkes, das aus einer brasilianischen Frucht gewonnen wird und in Brasilien so beliebt ist wie andernorts Cola. Die Favelafriends gehören zu den sechs Projekten, die von den Spendengeldern unserer Weihnachtsaktion „Licht der Hoffnung“ unterstützt werden. Die Favelafriends setzen sich für bessere Lebensbedingungen für Jugendliche in den Armenvierteln von Rio de Janeiro ein.

Die letzte Veranstaltung in dieser 27. Saison von „Licht der Hoffnung“ geht am Sonntag, 21. Januar, über die Bühne. Dann wird ab 18 Uhr in der Festhalle im Erich-Scherer-Zentrum in Frickenhausen, Fröbelstraße 2, die Formation „Gankino Circus“ auftreten. Die Künstler versprechen ein kabarettistisches Spektakel der Extraklasse.

Mehr Informationen finden Sie auf unserer Übersichtsseite zu Licht der Hoffnung.

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