Licht der Hoffnung

Ein Feuerwerk der gelungenen Pointen

Licht der Hoffnung: Thomas Schreckenberger begeistert mit seinem politischen Kabarett über 200 Besucher in der Kelter in Beuren

Wehe, wenn er losgelassen: Thomas Schreckenberger teilte in der Beurener Kelter ordentlich aus. Foto: Holzwarth

Nicht nur die Freunde des politischen Kabaretts sind am Samstagabend in der Kelter in Beuren voll auf ihre Kosten gekommen. Thomas Schreckenberger hat mit seinem über zweistündigen Soloprogramm „Ene, mene, muh – wem traust du?“ im Rahmen unserer Hilfsaktion „Licht der Hoffnung“ bei über 200 Besuchern für Lachmuskelkater gesorgt.

BEUREN. Es gab kaum einen Politiker, der von dem 49-jährigen Kabarettisten nicht aufs Korn genommen wurde. Der gebürtige Heidelberger, der inzwischen im Landkreis Calw wohnt, verstand es aber nicht nur, mit teilweise derben, aber dennoch äußerst geistreichen Witzen den Finger genau in die Wunden zu legen. Er ist dabei auch noch ein exzellenter Mimik- und Stimmenimitator. Das bewies Thomas Schreckenberger vor allem kurz vor dem Ende seines Programms, als er das Theaterstück „Romeo und Julia“ in einer modernen Fassung der „Laienspielgruppe des Deutschen Bundestags“ vorführte – mit Angela Merkel und Horst Seehofer in den Hauptrollen sowie Ursula von der Leyhen, Edmund Stoiber, Günter Oettinger und Winfried Kretschmann. Letzterer ist als Pfarrer auch nicht für die Verbindung von Julia (Angela Merkel) zu dem aus der verfeindeten Familie stammenden Romeo (Horst Seehofer) und rät in schönstem Schwäbisch: „Doch prüfe, wer sich ewig binde, sonst geht es wie mir mit der Gerlinde. Der Sigi macht dir lange schon den Hof, da hast du zwei in einem, denn der ist Dick und Doof.“

Im Laufe des Abends stellte Schreckenberger fest, dass es heute wirklich nicht mehr viel vertrauenswürdige Personen gibt, nachdem er Prominente aus den Bereichen Fußball, Religion, Politik und Wirtschaft ausgiebig durch den Kakao gezogen hatte. Immerhin seine Mutter hat den Spieß umgedreht. „Sie hat einem Enkeltrickbetrüger am Telefon 1000 Euro abgequatscht. Nun ruft sie regelmäßig junge Männer an und spielt die arme Omi.“

Die letzte Bastion des Vertrauens sei im vergangenen Sommer bei der Fußball-WM gefallen. Den Metzger habe das am schlimmsten getroffen. „Der hatte Deutschland-Spieße gemacht und gesagt: kauft doch, die schmecken noch. Ich sagte: ja, wie vorzeitig ausgeschieden.“ Aber schuld an allem sei ja sowieso Mesut Özil wegen des Erdogan-Fotos. „Die Mannschaft konnte ja nicht mehr Fußball spielen, weil sich alle voll auf das Foto konzentriert haben.“

Viel Gelächter erntete der Kabarettist auch für seine Anekdote, als er einmal an einer Tankstelle gesagt habe „Ich hätte gerne einen Liter Öl für meinen Golf“ und als Antwort hörte: „Das hört sich nach einem fairen Tausch an.“ Schon einmal beim Thema Auto angekommen, machte sich Schreckenberger über den Diesel-Betrug lustig. „Die deutsche Kanzlerin erfährt vom größten deutschen Wirtschafts-Skandal aus den Medien und ermuntert den Verkehrsminister Dobrindt, die Affäre aufzuklären.“ Wenn er seine Kinder „ermuntere“, das Zimmer aufzuräumen, komme auch nichts dabei heraus. Der neue Minister Scheuer sei aber auch nicht besser. „Wie der sich an die Autofirmen anwanzt, das grenzt ja schon an Stalking.“

Auch US-Präsident Donald Trump durfte beim Rundumschlag nicht ungeschoren bleiben. „Irgendwann wird sich Hape Kerkeling die Maske vom Gesicht reißen und ,Hurz!‘ rufen. Das wäre gehaltvoller als alles, was Trump bisher gesagt hat.“ Schreckenberger wusste auch, warum Trump beim Antrittsbesuch von Angela Merkel der Kanzlerin nicht die Hand geschüttelt hatte. „Das lag am Antrittsgeschenk von Merkel. Sie hat ihm einen Gutschein für eine Fahrt im offenen Cabrio durch Dallas gegeben.“

Dass Alice Weidel als lesbische Frau, die in der Schweiz lebt, an der Spitze der AfD stehe, das sei ja so, als ob Günter Oettinger zum Chef eines Fremdspracheninstituts bestimmt würde, lästerte der 49-Jährige weiter. Dann räumte er ein, dass Alexander Gauland in gewisser Weise ja sogar recht gehabt hätte, als er sagte, keiner wolle Jérôme Boateng als Nachbarn haben. „Bei Boateng gehen ja Kriminelle ein und aus: der Hoeneß, der Beckenbauer und Rummenigge, der alte Uhrenschmuggler.“

Merkel und die CDU – ein dankbares Thema für den Kabarettisten

Zum angeblichen Fernsehduell Merkel/Schulz meinte der Kabarettist: „Ich dachte, am Ende kommt der Pfarrer auf die Bühne und sagt: ,Sie können die Braut jetzt küssen‘.“ Auch über die möglichen Nachfolger von Angela Merkel beim Bundesparteivorsitz der CDU machte sich der 49-Jährige Gedanken: „Jens Spahn ist die Rache der Jungs, die beim Fußball immer als Letzte gewählt wurden und dann ins Tor mussten.“ Friedrich Merz sei lange weg gewesen, weil er niemanden finden konnte, der so große Bierdeckel druckt, auf die eine Steuererklärung passt. „AKK“ – der Name klinge schon wie ein Schnellfeuergewehr – sei immerhin die Einzige mit Regierungserfahrung, wenn auch nur im Saarland. „Das ist so ein bisschen wie beim Bürgermeister in Beuren, da kann man nicht viel falsch machen“, sagte Schreckenberger in der Kelter scherzhaft in Anwesenheit von Daniel Gluiber.

In Europa habe Macron inzwischen Merkel den Rang abgelaufen. „Der kann Voltaire und Diderot zitieren, weil seine Frau die noch persönlich gekannt hat.“ Unverständnis zeigte Schreckenberger dafür, dass der türkische Staatschef Erdogan in Deutschland immer mit Samthandschuhen angefasst werde. „Wenn er beleidigt ist, zieht er dann immer den Botschafter aus Berlin ab. Schlimmer wäre, wenn er alle Dönerbuden-Besitzer abziehen würde. Dann müssten die Städte wieder aus der Luft versorgt werden.“

Auch zur Kindererziehung hatte Schreckenberger Späße auf Lager

Das Problem „wenige Kinder und viele Rentner“ in Deutschland könne auch nicht gelöst werden. „Man hat es probiert mit verkürzten Grünphasen an den Ampeln. Aber die Rentner sind alle fit und kamen rechtzeitig rüber. Wen hat es erwischt? Die dicken Kinder.“ Auch die heutige Kindererziehung geriet ins Visier. Da war der Rechtsanwalt, der zwar die Verteilung einer Telefonliste mit allen Kindern erlaubte, aber darauf bestand, dass alle Namen geschwärzt werden. Und die Eltern könnten sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern, weil sie deren Hausaufgaben machen müssten.

Großartig war auch Schreckenbergers Imitation von Angela Merkel, als sie vom Geist von Klaus Kinski befallen wurde. Seine Gabe, wie Klaus Kinski zu sprechen, setze er auch bei der Kindererziehung ein, gab der 49-Jährige zu. „Ich zeige meinen Kindern Filmausschnitte und sage: ,Der Mann kommt nachher noch zu Besuch‘.“ Später gehe er über den Gang und spreche wie Klaus Kinski: „Na, schlaft ihr schon?“ Am Folgetag würden die Kinder schon nachmittags beginnen, den Schlafanzug anzuziehen.

Von seinen Kindern habe er ja auch schon einmal ein Bild ins Internet gestellt, verriet Schreckenberger. „Nicht bei Facebook, sondern bei Ebay. Aber es hat nicht geklappt.“ Schön finde er, dass die neuen Smartphones als Erstes in einer App das Wetter vor Ort verraten würden. „Wissen Sie noch, wie wir früher immer aufwendig aus dem Fenster schauen mussten? Es ist mit der neuen Technik alles so viel leichter geworden.“

Auch das Fernsehprogramm nahm er aufs Korn. „Dass Glyphosat gesundheitsschädlich ist, ist jetzt bewiesen. Man muss nur eine Folge von ,Bauer sucht Frau‘ ansehen.“ Und beim ,Dschungelcamp‘ seien „die Dinge, die gegessen werden, intelligenter als die, die sie essen“. Dass es Gemeinden gibt, die keinen Pfarrer mehr finden, hat nach Schreckenbergers Logik auch seine Vorteile: „Die Kinder können wieder draußen spielen.“

Als Zugabe trug Thomas Schreckenberger noch mögliche Auto-Navigationsgeräte vor mit den Stimmen von Edmund Stoiber, Helmut Kohl („ich weiß, wo es langgeht, sage es aber nicht“), Winfried Kretschmann („ob sie links oder rechts abbiegen müssen, klären wir in einem Volksentscheid“), Angela Merkel („fahren Sie einfach, wohin sie wollen, Sie schaffen das“), Bruce Darnell, Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Marcel Reich-Ranicki.

Am Ende gingen alle Besucher zufrieden nach Hause und konnten über den Sonntag ihre Lachmuskeln wieder auskurieren. Manch einer nahm auch die eine oder andere CD von Thomas Schreckenberger mit, der den Erlös des Verkaufs für unsere Aktion „Licht der Hoffnung“ spendete.

Die nächste Veranstaltung des Festivals der Hoffnung ist am Freitag, 21. Dezember. Dann geben ab 20 Uhr Fabiana Biasini und Elena Cheah ein klassisches Konzert mit Flügel und Cello in der Kreuzkirche in Nürtingen. Karten gibt es im Vorverkauf im Stadtbüro der Nürtinger Zeitung, Am Obertor 15, Telefon (0 70 22) 94 64-150.

Alle weiteren Veranstaltungen und Infos zu den unterstützten Projekten finden Sie auf unserer Licht der Hoffnung Seite.

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