Leserbriefe

Unterlassene Hilfeleistung

Tina Kienle, Kirchheim. Mangelnde Zivilcourage? Es ist so einfach zu helfen. Viel mehr noch ist es unsere Pflicht, zu helfen. Dass es strafbar ist, nicht zu helfen, muss wohl bei manchem nochmals erwähnt werden. Am Donnerstagmorgen, 19. April, fuhr ich mit meinem Auto wie jeden Morgen zur Arbeit nach Nürtingen. An der roten Ampel merkte ich schon, dass etwas nicht stimmte. 100 Meter von mir entfernt sah ich ein kleines Mädchen auf dem Gehweg kauern. Daneben das Fahrrad. Schnell war mir klar, das Mädchen musste gestürzt sein. Sie umklammerte ihre Beine. Tränen kullerten ihr herunter.

Es dauerte zwei Ampelphasen, währenddessen ich zuschauen konnte, wie eine Vielzahl von Autos vorbeifuhr. Die Ersten, die angehalten haben, waren dann meine Mitfahrerin und ich. Angekommen, war alles halb so wild: ein aufgeschürftes Knie, ein aufgeschürftes Kinn. Es dauerte zehn Minuten, das Mädchen zu trösten, ihre Adresse rauszufinden und sie kurz heimzufahren. Was war daran so schwer?

Es macht mich wütend und traurig zugleich. Danke an den Autofahrer, der kurz nach uns angehalten und Hilfe angeboten hat. Wenigstens ein anderer.

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