Leserbriefe

Selenskyi und sein Auftritt im Bundestag

Wolfgang Niefanger, Oberboihingen.

Es ist doch schon sehr befremdlich, wie sich Regierungschef Selenskyi bemüht, die Schuld auf andere abzuwälzen. Es ist auch wenig staatsmännisch, wenn man auf der einen Seite um Hilfe bittet und auf der anderen Seite die alte Leier der Nazideutschen aus der Rumpelkammer der Geschichte hervorholt. Ob das überall gut ankommt?

Seit mehr als 30 Jahren ist die Ukraine ein souveräner Staat. In all diesen Jahren hat es keine ukrainische Regierung auch nur annähernd geschafft, einen leidlichen Beweis zu erbringen, dass eine Aufnahme in die EU möglich wäre. Eine Handvoll von Korruption getragenen Oligarchen bestimmt, was in der Ukraine wirtschaftlich geht. Unter diesen Rahmenbedingungen nach der EU zu rufen, die ja bereits mehrere Milliarden Euro als Hilfe in die Ukraine gepumpt hat, mag ja auf der Wunschliste von Herrn Selenskyi stehen, ist aber ohne substanzielle Änderungen in der Ukraine undenkbar. Sorry: Dass es in diesen 30 Jahren kaum Veränderungen gab, ist nicht das Verschulden der EU. Vielleicht sollte sich dieser Regierungschef einfach einmal an die Realitäten halten.

Die Ukraine partizipiert ordentlich an der Durchleitung von russischem Gas nach Europa. In den letzten zehn Jahren waren dies circa 20 Milliarden US-Dollar. Den Deutschen vorzuwerfen, wir würden damit den russischen Krieg finanzieren, ist schon starker Tobak. Putin führt diesen Krieg als Fortsetzung eines seit Jahrzehnten schwelenden Wirtschaftskrieges zwischen diesen beiden Staaten. Die meisten der ukrainischen Erdgasfelder liegen im Osten der Ukraine und exakt darauf dürfte Putins Blick gerichtet sein. Immerhin lagern dort mehr als eine Billion Kubikmeter Erdgas, das zweitgrößte Vorkommen in Europa. Und wer weiß, vielleicht kaufen die Europäer am Ende der Auseinandersetzung Erdgas von Naftogaz, dem ukrainischen Gegenstück von Gazprom.

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