Leserbriefe

Rathausstraße 1: Ein besonderes Kleinod

Jürgen Kretzschmar, Beuren, Vorstandsmitglied Verein Historisches Beuren. Zum Artikel „Sanieren oder abreißen?“ vom 18. Mai. Schaut man sich im Quartier zwischen Rathaus Beuren, Haupt- und Tiefenbachstraße um, fällt dem aufmerksamen Beobachter sofort auf, dass das Gebäude Rathausstraße 1 das letzte historische Gebäude dieses Quartiers ist. Seine Erbauung geht auf das Jahr 1594 zurück. Alle anderen Gebäude drum herum sind wesentlich jünger und wurden durch Umbauten und Erweiterungen an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst und modernisiert.

Beim Haus Rathausstraße 1 handelt es sich um ein ehemaliges Wohnhaus, das höchstwahrscheinlich eine Bohlenbalkenstube mit einer Eckfensterkonstruktion besaß. Um 1900 wurden verschiedene Veränderungen vorgenommen. Trotzdem besteht dieses Haus noch weitgehend aus Bauteilen, die Ende des 16. Jahrhundert verbaut wurden. Nicht umsonst wurde dieses Gebäude vom Landesamt für Denkmalpflege unter Denkmalschutz gestellt. 2004 hat sich der Verein Historisches Beuren (VHB) gegründet, um sich für den Erhalt des Gebäudes einzusetzen.

Es ist Fakt, dass das Quartier hinter dem Rathaus zwischen Hauptstraße und Tiefenbachstraße in den letzten Jahrzehnten massiven Veränderungen unterworfen wurde. Zahlreiche historische Gebäude wurden abgerissen, so dass der ehemalige Charakter nicht mehr sichtbar ist. So ist zum Beispiel die Sichtachse vom Karlsplatzbrunnen in Richtung Engelberg nicht mehr die, die sie einmal war. Außerdem klafft eine massive Lücke in der Ortsmitte von Beuren. Dass der Gemeinderat dies in seiner letzten Sitzung thematisierte zeigt, dass (wie schon lange geplant) etwas geschehen muss. Doch was soll kommen? Ein größerer Lebensmittelmarkt? Oder kann man den jetzigen durch entsprechende bauliche Veränderungen ertüchtigen (was zum Teil auch bereits geschehen ist)? Parkplätze sind natürlich auch notwendig. Aber leitet der Bau weiterer Parkplätze nicht noch mehr Verkehr in die historische Ortsmitte? Eine wichtige Frage (neben vielen anderen), die man nicht außer Acht lassen darf.

Bleibt nun noch die Frage, was geschieht mit dem Haus Rathausstraße 1? Es könnte ein besonderes Schmuckstück werden, das nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch verschiedenste Funktionsmöglichkeiten erfüllen kann. Gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde hat der VHB verschiedene Ideen der Nutzung und eines eventuellen Anbaus erörtert. Wenn also dieses in der zentralen Ortsmitte Beurens gelegene Quartier neu überplant werden wird, kann dieses Gebäude ein integraler Bestandteil werden. Gemeinsam mit der schönen Fachwerkfassade des Rathauses würde ein saniertes Haus „Rathausstraße 1“ ein besonderes bauhistorisches Ensemble darstellen! Für den Verein gilt daher weiterhin: Erhalten statt abreißen!

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