Leserbriefe

Psychiatriegelände so nicht bebauen

Alfred Knapp, NT-Oberensingen. Mit der Veranstaltung in der Kreuzkirche hat die Bürgerinitiative Nürtingen am Neckar dankenswerterweise deutlich aufgezeigt, was dort passieren soll und wie viele Probleme es dabei geben wird. In den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts sollte das Kreiskrankenhaus am Neckar erweitert werden. Unserem damaligen Oberbürgermeister Karl Gonser ist es seinerzeit gelungen, Landrat Dr. Schaude davon zu überzeugen, dass ein weiterer Ausbau des Krankenhauses am Neckar wegen der Lärmbelastung durch die Stuttgarter Straße nicht zielführend sein kann und erklärte sich bereit, für den Landkreis Gelände zu beschaffen, das für ein neues Krankenhaus angemessen sein kann. Um dies zu ermöglichen gelang es, die Grundstücksbesitzer am Säer davon zu überzeugen, dass es der Allgemeinheit dient, ihre Grundstücke in optimaler Sonnen- und Aussichtslage für einen bescheidenen Kaufpreis zur Verfügung zu stellen.

Es wurde seinerzeit derart viel Gelände erworben, dass dort neben dem Krankenhaus nach der Einverleibung des Landkreises Nürtingen durch den Kreis Esslingen auch noch zwei Schulen, eine Turnhalle und ein neues Krankenhaus gebaut werden konnten. Die Stadt Nürtingen hat damals weitsichtig vorgesorgt und ist daher dem Landkreis in keiner Weise verpflichtet.

Bei der Vorstellung der Erweiterungspläne für die Medius-Klinik wurde davon gesprochen, dass diese durch Eigenmittel der Klinik finanziert wird. Unser Ehrenbürger Karl Gonser wäre sicherlich schockiert zu sehen, was aus seiner genialen Idee geworden ist, die Umgebung der vom Verkehrslärm geplagten Stuttgarter Straße für eine stärkere Bebauung zu meiden. Dabei war der Verkehr damals um ein Mehrfaches geringer. Die von dem Investor BPD Immobilienentwicklung vorgestellten Pläne haben nicht als oberstes Ziel die Beseitigung der Wohnungsnot. Ohne Rücksicht auf Lärmbelästigung, Hochwasserschutz, eine problematische Verkehrsanbindung und eine angemessene Gestaltung des Neckarufers soll das Gelände mit Gebäuden für 140 Wohnungen voll gestopft werden. Die Wohnqualität an dieser Stelle ist äußerst bedenklich.

Diese Pläne wurden vom Investor meines Erachtens bewusst überdimensional angelegt, um bei Einsprüchen als Entgegenkommen etwas reduzieren zu können. Leider wurde nichts auf ein gesundes Maß reduziert. Was soll man von einem Bauträger halten, der Bäume bei 60 Zentimeter Humustiefe über der Tiefgarage pflanzt, wohlwissend dass diese dort nicht gedeihen können? Auch die Zusage des Bauträgers, auf unserer Markung 100 weitere Apfelbäume zu sponsern, die dann vom Bauhof gepflegt werden müssen, ist kein Ausgleich für die Bausünde. Wenn Dr. Fridrich sagt, dass die Entscheidung nur hopp oder top sein könne, kann ich nur für hopp plädieren.

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