Leserbriefe

„Nürtingen – die graue Stadt“

Günter Fink, Nürtingen. Als ich vor 55 Jahren von Reutlingen mit meinen Eltern über Nürtingen auf die Ostalb gefahren bin, ging es über Grafenberg und Großbettlingen. Von dort hatte man eine gute Sicht auf Nürtingen – durch das Zementwerk war alles grau.

Heute wohne ich in Nürtingen, die Dächer der Häuser sind wieder rot, aber sonst hat sich das Grau anscheinend in den Köpfen so stark festgesetzt, dass Grau das Stadtbild dominiert:

Dunkelgraue Blumentröge in Massen, wahrscheinlich ein Schnäppchen, weil sie sonst keiner wollte, sie rosten teilweise schon. Mittlerweile sind sie allerdings wohl zum größten Teil in „Winterschlaf“ geschickt worden.

Graue Brückengeländer (in Dublin gibt es vier oder fünf Brücken über die Liffey, jedes Geländer in einer anderen Farbe, freundlich).

Der Oberensinger Bürgerpark ist grau, die neue Ortsmitte besteht aus einem dunkelgrauen Brunnen, dunkelgrauer Baumeinfassung und jeder Menge Blumentöpfe.

Besonders grau bis schwarz ist die Realschulerweiterung – mir wäre jeden Morgen angst, in diesen deprimierenden Kasten zu gehen.

Der Mensabau bei der Mörikeschule war unten auch dunkelgrau, ein heller Kopf hat dies hell überstreichen lassen.

Dass es auch anders gehen kann, sieht man beim Max-Planck-Gymnasium-Anbau, freundlich hell und einladend.

Die neueste „Verfehlung“ in Sachen Farbe ist das sogenannte „Stadtportal am Neckar“. Zuerst in stechendem Weiß, ein wunderbarer Anblick von der Stadtbrücke herkommend – da vergisst man beinahe das graue Brückengeländer und die Masse an Brunnentöpfen (grau). Mitte Oktober war ich eine Woche im Ausland, komme zurück, was sehe ich, eine undefinierbare neue Farbe. Der Neubau kommt farbmäßig rüber wie ein Altbau – das Portal ist als solches nicht mehr erkennbar – aber ja, bevor ich’s vergesse, das Erdgeschoss zum Neckar ist schwarz.

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